12.08.2021
Besinnungsworte zum 15.August 2021

von Almut Ehrhardt, Leiterin Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus "Die Insel", Suhl

Almut Ehrhardt

Jona ist eine beliebte Bibelgeschichte, weil sie voller eindrucksvoller Bilder ist, weil sie von der Gnade Gottes erzählt und davon, wie Gott mit unseren menschlichen Schwächen umgeht: Voller Geduld und väterlicher Güte.Gott hat für Jona einen Auftrag. Er befiehlt ihm, in die böse und verkommene Stadt Ninive zu gehen und den Menschen dort zu prophezeihen, dass Gott sie für ihre Bosheit bestrafen will. Und Jona? Empfindet er Stolz, weil Gott ihn erwählt hat? Eher nicht, denn er macht sich zwar auf den Weg, aber nicht nach Ninive, sondern in die entgegen gesetzte Richtung. Vermutlich, fürchtet er sich vor der Bosheit der Menschen von Ninive. Er flieht vor dem Herrn, als wenn man vor Gott fliehen könnte! Er will nach Tarsis. Tarsis gilt damals als das Ende der Welt. Denkt Jona, das Ende der Welt ist eine von Gott verlassene Gegend? Auf dem Meer gerät das Schiff in einen heftigen Sturm. Es ist den Gewalten wie eine Nussschale ausgesetzt. Die Seeleute geraten in Panik und Angst und schreien zu ihren Göttern. Jona hat sich verkrochen und schläft. Glaubt er, schlafend besser vor Gott versteckt zu sein? Nach einigem Hin und Her ist die Not so groß, dass die Seeleute schließlich Jona ins Meer werfen.Und augenblicklich beruhigt sich das Meer. Aber Jona sinkt nicht auf seinen Grund, sondern direkt in den Schlund eines großen Fisches. Bei Gott ist nichts unmöglich, deshalb stirbt Jona auch nicht, sondern überlebt. Jeder Mensch kennt in seinem Leben solche Situationen: man ist gefangen in der Enge von Sorgen und tiefer Not. Es gibt nichts mehr, man ist nur auf sich gestellt, so glaubt man. Die Zeile eines Kirchenliedes heißt: „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Jona ist im Bauch des Fisches alleine mit sich, seinen Gedanken und mit Gott. Er hat dort Zeit, nachzudenken: über den Auftrag Gottes und über seine Flucht, über seinen Irrglauben, vor Gott fliehen zu können. Wenn Gott dich haben will, kannst du nicht fliehen. Und Gott braucht nicht nur die Superhelden, er traut Menschen wie dir und mir und Jona einiges zu. Jona lernt im Bauch des Fisches wieder das Beten. Nach drei Tagen kotzt der Fisch Jona aus. An Land gibt Gott ihm wieder den gleichen Auftrag: Geh nach Ninive! Da steht Jona nun: Stinkend, einsam und wahrscheinlich niedergeschlagen von seiner eigenen Dummheit: „Wie konnte ich nur glauben, dass ich Gottes Auftrag ignorieren kann?“Jona gehorcht endlich dem Allmächtigen. Er geht nach Ninive. Er predigt Gottes Wort zu den Menschen dort. Zu seinem Erstaunen, verspotten oder töten ihn die Einwohner der verruchten Stadt nicht. Sie hören seine Predigt und lassen ab von ihrem bösen Tun. Es passiert das Unglaubliche: Sie kehren um und beginnen ein gottesfürchtiges Leben. Das lässt hoffen: Alles ist möglich: Böse Menschen werden gut!