29.04.2021
Besinnungsworte zum 02.Mai 2021
von Pfarrer Markus Heckert, Gemeinde Hinternah
Wir feiern an diesem Sonntag den Sonntag mit dem schönen Namen: Kantate. Singt. Und es ist das zweite Mal, das gerade das nicht geht. In unseren Gottesdiensten ist das Singen nicht erlaubt. Auch die Chöre können nicht proben und erst Recht nicht aufteteten. Es fehlt so sehr. Ok, ehrlich gesagt, ich selber bin nicht der begnadete Sänger, da ist nach oben viel Luft. Aber Spaß hat mir das Singen immer gemacht. Ich singe gerne und auch laut und manchmal eben falsch. Aber singen tut gut. Bereitet Freude und wer singt, betet doppelt. Ein schöner Satz, auch wenn die Gelehrten noch streiten, ob er von Augustinus oder Luther oder sonst wem stammt.
Gut, in diesem Jahr wird es noch nichts mit dem gemeinsamen Gesang in der Kirche an diesem Sonntag. Die Zeiten sind einfach kompliziert und wenn die Fachleute sagen, es ist leider nötig, auf gemeinsamen Gesang zu verzichten, um Mitmenschen zu schützen, dann ist es ebenso. Der Schutz von Menschen geht immer vor.
Aber Gott loben, zu ihm beten das geht immer. In Gemeinschaft, in kleinen Gruppen uns sogar zu Hause im stillen Kämmerlein. Und es macht Freude, richtig Freude, wenn ich meinem Gott wieder sage, wie dankbar ich ihm bin. Er hat mich gemacht, er hat mir so oft geholfen, er hat mich geleitet und er hat mir so viel Gutes getan. Einfach war es nicht immer, aber trotzdem wurde immer wieder etwas Gutes daraus. Und das muss ab und zu mal raus, an die Öffentlichkeit. Und ich will es meinem Gott und der ganzen Welt wieder und wieder sagen: Danke! Danke für alle Hilfe, danke für alles Dabeisein, danke für die Wege, die du Gott, mich geführt hast, danke für das Begleiten und Tragen in schweren Stunden, danke, danke, danke. Mal wieder danke sagen, Gott loben, das ist auch ein Thema dieses Sonntages. Ich habe diesen Dank sogar mal wieder gesungen, zu Hause, im stillen Kämmerlein, krumm uns schief. Aber es musste einfach mal wieder heraus aus mir. Es gibt einfach so vieles, wofür ich danken kann.
Ich glaube, es tut uns gut, gerade in diesen schweren Zeiten. Viele von uns haben liebe Menschen verloren, noch immer weiß keiner wirklich, wie es weitergeht. Unsicherheit und Sorgen fressen fast das Leben auf. Aber ich will zuerst Danken. Es gibt trotzdem so viel Gutes und es tut gut, zuerst daran zu denken. Wie wunderbar doch diese Welt ist, wie wunderbar mein Leben, welche wundervollen Menschen mein Leben begleiten und mir immer wieder Freude bereiten und neue Kraft geben. Es gibt trotzdem auch schwere Zeiten und schwere Erlebnisse. Ich könnte auch darüber nachsinnen, pausenlos mir den Tag mit all dem Negativen füllen, das rund um mich ja auch da ist. Grund gäbe es genug. Es ist die alte Frage nach der Perspektive. Ist das Glas nun halb voll, oder halb leer? Rein physikalisch gesehen ist es immer exakt dieselbe Menge. Der Unterschied liegt nur in der Betrachtungsweise. Freue ich mich über das, was da ist oder klage ich über das was fehlt. Zum Leben gehört beides. Aber an diesem Sonntag, dem ersten im Wonnemonat Mai, soll der Dank über das, was ist, im Mittelpunkt stehen. Das Glas meines Lebens ist halbvoll, angefüllt mit wunderbaren Menschen und wundervollen Dingen. Gott hat mir so viel geschenkt, mehr als ich brauche. Ich will ihm danken für all dies. Singen, beten, davon erzählen, wie wunderbar diese Welt und mein Leben ist.
Der Alltag mit seinen Schwierigkeiten holt mich schon von selber wieder ein. Aber auch dann kann ich noch danken, denn ich bin nicht alleine. Auch die schwierigen Wege geht Gott mit. Und weil ich das weiß, quillt das Herz über. Mit Dank und Freude und auch ein bisschen krummen, unvollkommenen Gesang. Danke himmlischer Vater. Für alles. Danke für dich.