08.03.2025
Besinnungswort zum Abschied von Pfarrerin Heckert

Weg zum Leben

Es ist etwa vier Jahre her. Es war im zweiten Corona- Jahr 2021. Mein Vater war gerade an dieser Krankheit gestorben. Wir saßen im Büro des Kirchenkreises zusammen und überlegten, wie wir den Menschen in diesen schwierigen Zeiten Mut machen können mit einem griffigen Bibelwort, welches wir auf Plakaten, Bannern, Postkarten, Lesezeiten und Magnetstickern unter die Menschen bringen wollten. Es breitete sich Schweigen aus, doch dann kam es wie aus meinem tiefsten Innersten: Lust auf Leben! Und der Untertitel: Du zeigst mir den Weg zum Leben. (Psalm 16,11)

Jetzt, vier Jahre später, ist dieses Bibelwort der Monatsspruch für Februar. Und wieder weist er mir den Weg. „Du, Gott, zeigst mir den Weg zum Leben.“ Wie gut ist das. Wir haben Gott als Wegbegleiter direkt an unserer Seite und auch als Wegweiser, wenn wir uns nicht sicher sind, welcher Weg der richtige ist.

Auf welche Weise uns Gott den guten Weg zeigt, das kann sehr unterschiedlich aussehen. Mal öffnet er uns einfach ganz neu die Augen und die Ohren und weitet unser Herz, um die Schönheiten unseres Lebens neu zu begreifen: Die Blume, die am Wegesrand steht, das Rauschen eines Gebirgsbaches, der Duft eines Jasminstrauches, das Glück in der Umarmung eines vertrauten Menschen, das tiefgründige Wort, das unser Herz berührt, das überschwängliche Lachen eines Kindes, der Klang von Musik und Natur, der unsere Seele zum Schwingen bringt, die Stille, die uns aufatmen lässt und unsere Gedanken klärt.

Leben ist Gegenwart. Erst einmal dies. Und dann auch wertvolle Erinnerung und die kluge Sicht auf die Zukunft.

„Du zeigst mir den Weg zum Leben“ kann auch auf die notwendige Veränderung hinweisen. Leben ist wie ein Fluss. Leben verändert sich, manchmal auch gegen unseren Willen, es fließt weiter, immer an neuen Ufern vorbei und zu neuen Ufern hin.

Sich dem zu stellen, heißt, notwendige Veränderungen zu wagen.  

Mein Mann und ich werden in diesem Frühjahr Suhl, Goldlauter und Hinternah verlassen und zu neuen Ufern aufbrechen. Eigentlich hatten wir geplant, noch viel länger hier im Kirchenkreis Henneberger Land zu bleiben und zu wirken, doch das Leben hat sich zu stark geändert. Die Lungenerkrankung meines Mannes, den viele als Pfarrer Markus Heckert kennengelernt haben, lässt uns die Chance ergreifen, auf einer Nordsseeinsel Besserung für sein Leiden zu suchen und ich selbst brauche als Pfarrerin wieder einen umgrenzten Pfarramtsbereich. Zu lange schon arbeitete ich unter dem Hochdruck der seit 2022 einzigen gewählten Pfarrerin in der Region Suhl.  Die in Suhl und Heinrichs freie Pfarrstelle konnte bisher nicht neu besetzt werden.

Ich werde am 23.3. um 14.00 Uhr in der Hauptkirche „Sankt Marien“ in Suhl in einem Gottesdienst verabschiedet. Hierzu sind Sie herzlich eingeladen.

„Du zeigst mir den Weg zum Leben“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie in Gott immer wieder die Kraft finden, die auf das Leben verweist; die Kraft, die Sie zum Leben führt, zu einem Leben, das Erfüllung verspricht und das Sie in der Rückschau als dankbaren Menschen zurücklässt. Und wenn Sie den Ruf verspüren, vertraute Wege zu verlassen, dann wünsche ich Ihnen den Mut, diese Veränderung zu wagen, immer mit IHM, dem lebendigen Gott, an Ihrer Seite, der Ihnen zuverlässig den Weg zum Leben zeigt. Gott segne Ihren Weg.

Ihre Pfarrerin Catherine Heckert