01.03.2025
Besinnungswort zum 02.03.2025

von Almut Ehrhardt

Es ist selten, dass ich Fernsehen schaue, aber neulich nahm ich mir die Zeit, eine Dokumentation über Weißkopfseeadler anzusehen. Mich beeindrucken diese Tiere schon von Kindheit an: Stolz und erhaben breiten Sie ihre Flügel aus und scheinbar schwerlos, ohne Mühe, ziehen sie ihre Kreise über einer weiten Ebene, ohne Anstrengung die Thermik ausnutzend. Und dann kommt gleich zu Anfang der Sendung ein Bild vom Gelege eines Adlerpaares. Der mächtige Horst thront in etwa 4 Metern Höhe in einem Baum. Darin zwei zerzauste weiße flauschige Bälle, ziemlich hässlich wie ich finde, die noch gar nichts von der Erhabenheit der erwachsenen Tiere an sich haben. Schon nach 10-11 Wochen sind die Jungvögel flügge, leider überleben nur etwa 50 Prozent der Jungtiere das erste Lebensjahr. Nesträuber sind die größte Gefahr, aber die Eltern verteidigen vehement ihre Brut, sogar erfolgreich gegen Braunbären. Bis das Gefieder der Adler seine typische Färbung hat, dauert es etwa drei Jahre. So lange sind sie mit einem schmucklosen, braunen Federkleid an ihre Umgebung gut angepasst und somit vor Feinden geschützt. Die jungen Adler haben einen doppelten Schutz sozusagen.

So wie Adlereltern ihre Jungen schützen, so sorgt Gott sich um uns. Im 5.Buch Mose 32,11 heißt es: „Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln.“ Gemeint ist in dieser Bibelstelle Jakob, der Sohn Isaaks, der Enkel Abrahams. Stellvertretend wird hier Jakob für alle Gotteskinder genannt. Dieser Vers steht am Ende der Bücher Moses, ein Rückblick Moses sozusagen. Danach mahnt Mose das Volk Israel, die Worte Gottes und die Gesetze zu bewahren und zu befolgen, denn es sind keine „leeren Worte, sondern es ist euer Leben“. Mose segnet das Volk und stirbt bald darauf. Das Volk Israel hat nach einer langen und gefährlichen Wüstenwanderung das verheißene Land fast erreicht. Moses Auftrag ist erledigt. Nun müssen die Israeliten ohne ihn weiterziehen, Josua wird ihr neuer Anführer. Aber sie sind nicht wirklich allein, sie stehen weiterhin unter Gottes Segen. Im Leben eines jeden Menschen gibt es diese kräftezehrenden Wüstenwanderungen: Eine Krankheit, eine Trennung, der Tod geliebter Menschen, berufliche Herausforderungen, die Ansprüche anderer, die wir nicht erfüllen können, die Liste ist lang. Ich möchte den Bibelvers umschreiben: „Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nimmt uns und trägt uns auf seinen Flügeln.“ Diese Gewissheit kann uns helfen unsere persönlichen Wüstenwanderungen durchzuhalten. Wir müssen nur vertrauen und uns von Gott tragen lassen. Wie ein Adler die Welt von oben betrachtet und alles klein wirkt, könnten unsere Probleme auch kleiner werden, wenn wir sie mit Abstand betrachten. Manchmal braucht man eine andere Perspektive zum Kräftesammeln. Vielleicht kann die bevorstehende Passionszeit eine persönliche Verschnaufpause für Sie sein, in der Sie sich auf Gott einlassen und von ihm getragen werden, zur Ruhe kommen und Kräfte sammeln können. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit, fühlen Sie sich getragen.