26.02.2021
Besinnungswort zum 28. Februar 2021

von Pfarrer Markus Heckert, Gemeinde Hinternah

Dieser zweite Sonntag in der Fastenzeit hat den wohlklingenden Namen Reminiszere. Das ist erst mal nur lateinisch und heißt „Gedenke“. Dieser und andere wohlklingenden Namen stammen aus der alten Kirche. Die Erklärung für den großartigen Namen ist dann ganz simpel. Früher begann der Gottesdienst, die Messe auf Latein und mit dem Wechselgesang des Wochenpsalms. Und das erste Wort dieses Wechselgesangs am zweiten Sonntag der Passionszeit war Reminiszere. Der Pfarrer sagte in der Vorbereitung zum Messner, er möge das Blatt raussuchen, das mit dem Wort Reminizere beginnt. Das war dann das Richtige. Und im Laufe der Zeit wurde aus dieser technischen Anweisung ein Eigenname für diesen Sonntag.

Der ganze erste Vers des Wechselgesangs lautet dann: "Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum quae e saeculo sunt." Und auf Deutsch: Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.(Psalm 25,6)

Gedenke Herr an deine Barmherzigkeit. Das ist das Thema dieses Sonntages. Wobei ich mich frage, müssen wir Gott erinnern an seine Versprechen. Der Psalmbeter damals wollte in Kunstwerk aus diesem Psalm machen. Jeder Vers begann mit einem Buchstaben aus dem hebräischen Alphabet und jeder Vers sollte eine neue Bitte, eine Aufforderung an Gott sein. Darum hier diese Aufforderung an Gott, sich doch bitte auch an seine Versprechen zu erinnern. Sicher wurde dieser Psalm gebetet und aufgeschrieben in schwerer Zeit und großer Not. Trotzdem bin ich mir sicher, niemand braucht Gott an seine Barmherzigkeit zu erinnern. Er hat es versprochen, barmherzig zu sein und gütig. Aber ich brauche das, mir tut es gut, mich immer wieder zu vergewissern, was Gott versprochen hat. Auch mir. Dass er ein gütiger und barmherziger Gott ist. Gar nicht oft genug kann ich es hören, beten, glauben. Es gibt mir Kraft.

Unsere Welt, die Realität, die Gegenwart sieht oft anders aus. Noch gibt es Böses, Streit und Ungerechtigkeit. Immer wieder. Weil sich Menschen nicht an Gottes gute Regeln halten, manchmal aus Unachtsamkeit, manchmal aus Nachlässigkeit und leider auch immer wieder mit voller Absicht. Diese Welt ist noch nicht fertig und sie ist noch immer nicht gut und gerecht. Der Beter des Psalms erinnert seine Mitmenschen und alle, die diesen Palm bis heute beten, daran, dass diese Welt noch nicht fertig ist, noch nicht vollendet, noch nicht gut. Wir alle brauchen Kraft und Ideen, Hoffnung und Mut, um diese unfertige Welt besser zu gestalten. Und wir brauchen dabei die Gewissheit, dass wir auf diesem Wege nicht allein sind. Gott schickt uns immer wieder Menschen, die Wege gemeinsam mit uns gehen, die verstehen und auch helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Und Gott geht selbst diese Wege mit.

Hinter allem steckt Gottes Versprechen, diese Welt einmal zu einem guten Ende zu führen in der Ewigkeit. Die Wege dahin, die können holperig sein, kurvig, voller Umwege und manchmal auch richtig schwer. Nicht alles, was wir mit besten Vorsätzen versuchen, gelingt auch gleich und manches braucht Zeit und Kraft und wird trotzdem nicht.

Aber es ist immer noch und immer wieder gut, sich an Gottes gute Regeln zu halten, es wenigstens immer wieder zu versuchen. Das ist und bleibt der beste Weg. Ein gütiger und barmherziger Gott wird dies sehen und wird dann auch helfen, wie er es von Anbeginn der Geschichte schon tut. Es ist für mich ein tröstlicher Gedanke und gerade die Fastenzeit will uns hinführen zu solchen tröstlichen Gedanken. Das bedeutet nicht, das schon alles gut ist, es entbindet auch niemanden von eigenem Engagement. Diese Welt wird nur dann besser, wenn wir etwas dafür tun. Mal gelingt dies und mal auch nicht. Aber für mich ist es ein Trost, dass ein gütiger und barmherziger Gott immer dabei ist, wenn etwas klappt aber auch, wenn wir scheitern. Und es tröstet mich, dass Gott es irgendwann wirklich gut machen wird. Mit dieser Welt und auch mit uns. Darum bete auch ich: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“ Und es tut gut, diese Worte zu beten.