24.04.2024
Besinnungswort zum 28.04.2024

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Kantate – Singet! Welch eine schöne Aufforderung! Nicht: schaltet das Radio ein, sondern: Singt selbst. Ihnen ist nicht nach Singen zumute? Probieren Sie es trotzdem. Wenn Sie traurig sind, muss es ja kein fröhliches Lied sein, ein einfaches Lied, das Ihnen spontan einfällt wird Ihnen gut tun. Auf Beerdigungen wurde früher viel gesungen, um zu trösten und den Trauernden zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Singen tut uns gut und ist obendrein gesund. Wenn man singt, wird das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet, es hellt die Stimmung auf, die Körperhaltung verbessert sich und die Abwehrkräfte werden gestärkt. Singen ist eine der ältesten Ausdrucksformen, die wir Menschen kennen. Schon unsere Vorfahren tanzten singend um ihr Feuer, um eine erfolgreiche Jagd zu feiern oder einen Verstorbenen ins Reich der Toten zu begleiten. Paus Gerhardt hat viele wunderbare Gesangbuchlieder geschrieben. Er lebte in der schweren Zeit des dreißigjährigen Krieges, seine Lieder sind voller Hoffnung und Vertrauen. Martin Luther schrieb auch viele Lieder, er wollte, dass die Gläubigen in ihrer eigenen Sprache singen. Wenn ich ältere Menschen besuche, kommt es hin und wieder vor, dass ich gebeten werde, mit ihnen ein Lied zu singen, das sie im Konfirmandenunterricht lernten. Ich bin erstaunt, dass manche Menschen viele Strophen noch auswendig können.
„Singet dem HERRN ein neues Lied…“, steht in Psalm 98,1. Diese Einladung begleitet uns auch als Wochenspruch durch die kommende Woche. „Ein neues Lied“ singen – was heißt das? Es kann bedeuten: Jeden Tag mit seiner eigenen Melodie anzunehmen. An fröhlichen Tagen frohe Lieder, in Momenten des Glücks Lieder voller Dankbarkeit. Ist es ein trauriger Tag, so ist ein Klagelied ein Zeichen des Vertrauens auf Gottes Hilfe. Ein neues Lied singen kann aber auch heißen: nicht immer die gleiche Leier anschlagen, viel zu oft höre ich: Früher war alles besser! Es wird alles immer nur noch schlimmer auf dieser Welt… Wer solch ein Lied zu seiner Lebensmelodie macht, kann nicht fröhlich und mit Tatkraft durch den Tag gehen. Lassen wir diese alte Leier nicht unser Leben bestimmen. So vielfältig Lieder und andere musikalische Werke sind, so vielfältig sind unsere Lebensmelodien, und es ist eine große Kunst, sich immer wieder den vielseitigen Herausforderungen des Lebens zu stellen, auf die Melodien, die Rhythmen der verschiedenen Lebenssituationen zu achten und die eigene Stimme miteinzubringen – leicht, zart, freudig, klagend oder getragen und wenn nötig auch einmal schrill oder gewaltig. Man muss nicht schön singen können, Hauptsache man singt. Kantate, ich denke, es ist kein Zufall, dass ein Sonntag so kurz nach Ostern diesen Namen trägt. In vielen Osterliedern singen wir als Christen von Jesu Auferstehung, von seinem Sieg über das Böse. Wir singen davon, wie groß Gott ist und welch große Dinge er tut. „Gott, du bist groß! Du bist allmächtig, heilig, von allen zu fürchten, von allen zu preisen, von allen anzubeten.“, so steht es in der Offenbarung des Johannes, Kapitel 15. Worauf noch warten, lassen Sie uns singen und Gott loben. Und wenn Sie nicht alleine singen möchten, legen Sie Händels großes „Halleluja“ auf und stimmen Sie ein in den Jubel! Halleluja.