06.05.2024
Besinnungswort zum 05.05.2024

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten haben alle eine große Bedeutung. Vor zwei Wochen feierten wir Jubilate, „Jubelt!“, vorige Woche Kantate, „Singet!“ und der kommende Sonntag heißt Rogate, „Betet!“. Schon die Benediktiner Mönche im Mittelalter wussten wie wichtig Beten ist: ora et labora et lege, zu Deutsch: bete, arbeite und lese. Das war ihre Regel, die sie täglich befolgten. Die drei Aufforderungen waren den Mönchen ebenbürtig. Sie beteten, um mit Gott in Verbindung zu sein, sie lasen, um über Gottes Beziehung zu den Menschen zu lernen und nachzudenken, und sie arbeiteten, um die Welt zu gestalten. Wie Alles im Leben hat auch das Gebet mehrere Seiten. Für viele Menschen ist das Gebet etwas Intimes, was nur Gott und sie selbst angeht. Was sie anderen Menschen nicht sagen können oder sagen möchten, vertrauen sie Gott an. Gebete stärken, erleichtern, trösten und beruhigen uns. Im Gebet sind wir nur bei uns und bei Gott. Aber haben Sie schon einmal während eines Kirchentages in einem Gottesdienst in einem Stadion das Vaterunser gebetet? Man hat das Gefühl, Teil von etwas ganz Großem und Erhabenen zu sein. In diesem Moment ist das Gebet ein öffentliches Bekenntnis: Ich gehöre zur Gemeinschaft der Christen dazu. Genauso geht es auch den Muslimen, wenn sie in Mekka um die Kaaba pilgern oder den Juden, die an der Klagemauer des Tempels in Jerusalem beten. Die drei Weltreligionen, die zu dem Einen Gott beten und sich doch so wenig verstehen. Vor allem zwischen Juden und Muslimen sind die Probleme scheinbar unüberwindlich. Ich kenne ein Gebet, dem ich zutrauen würde, die drei Religionen näher zu bringen. Es wird Franz von Assisi zugeschrieben: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt. Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.“ So lassen Sie uns morgen für das Verstehen unter den Menschen und den Frieden beten. Amen.