28.09.2022
Besinnungswort zum 25.09.2022

Besinnungsworte von Matthias Gering, Gemeinde Goldlauter-Heidersbach

Worüber wir klagen

Deutschland im Herbst 2022 gleicht einem Fass- einem Fass ohne Boden. Das Land steht vor einem schwierigen Winter. Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen wirtschaftlichen Verwerfungen können Deutschland und Europa härter treffen als zweieinhalb Jahre Corona Pandemie. In dieser Lage fällt der Bundesregierung nichts anderes ein, als mit Schubkarren voller Geld gegenzuhalten. Das wird so nicht funktionieren. Die Liste der Beschwerden ist lang viel zu viel Bürokratie, Verschwendung von Steuergeldern, Impfchaos, Angst vor Insolvenz und der kalten Progression.  Baustellen, die endlos dauern, eine Regierung, die immer weniger handlungsfähig erscheint. Man könnte das beliebig fortsetzen.

Und je länger man darüber nachdenkt, desto mehr drängt sich der Gedanke auf, dass in unserer Gesellschaft, in der Politik und in der Wirtschaft etwas grundsätzlich schiefgeht. Aber was genau? Können wir unser Land und unser Leben nicht mehr klar strukturieren? Haben wir das Vorausschauende, die Fähigkeit des Planvollen Denkens verlernt? Oder ist uns der Zugang zum Sinn der Arbeit abhanden gekommen? Eine einfache Antwort wird es wohl nicht geben. Die Fragen sind zu komplex, zu vielschichtig. Aber womöglich ist es genau das, was uns vezagen lässt, dass die Dinge so kompliziert geworden sind, dass Probleme unlösbar erscheinen. Unsere Regierung schafft es nicht, hochbezahlte Manager nicht, und wir schon einmal gar nicht. Aber ist wirklich alles so kompliziert? Oder krankt unser Land an etwas ganz anderem?   EinZitat aus dem „ Kleinen Prinz“ des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry geht mir diese Tage nicht aus dem Kopf:                                                                                                  „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Kann es sein, dass wir nicht zu wenig, sondern zu viel planen? Glauben wir tatsächlich, dass wir die Lage schon in den Griff bekommen, wenn wir verfügen, erlassen, organisieren und kontrollieren?Glauben wir wirklich, dass es reicht, neue Verordnungen zu schreiben, Pläne zu entwerfen und dann wird es schon? Bei all diesen Bestrebungen verlieren wir womöglich den Blick für die wesentlichen Fragen: Warum, wozu und wohin? So bleibt Wichtiges unbeantwortet. Wenn es so ist, dass wir die Sehnsucht nach dem weiten Meer nicht mehr spüren, warum sollten wir dann Schiffe bauen und lossegeln? Wenn wir keine Vorstellung mehr davon haben, wie die Zukunft unserer Kinder aussehen soll und wenn selbst diejenigen, die die Macht haben, darauf keine Antwort wissen, woran sollen wir dann glauben?  Worauf vertrauen? Vielleicht ist die Zeit reif, um mehr Begeisterung zu wagen. Vielleicht ist es an der Zeit die Sehnsucht zu wecken.