28.09.2022
Besinnungswort zum 02.10.2022
von Pastorin Carola Beck, Gemeinde Rohr
Alles selbstverständlich!?
Vor ein paar Jahren stellte ich einer Konfirmandengruppe die Frage, wofür sie Gott dankbar seien. Die jungen Leute fanden keine Antwort und mir wurde deutlich, dass ich anders fragen musste. „Wofür seid ihr euren Eltern dankbar?“, wollte ich deshalb wissen. Doch auch hier blieb die Gruppe stumm. Schließlich äußerte sich jemand: „Es ist doch selbstverständlich, dass sich die Eltern um uns kümmern! Wofür sollten wir da dankbar sein?“ Dieses Erlebnis hat mich sehr nachdenklich gemacht. Sind selbstverständliche Dinge denn kein Grund dankbar zu sein?
Eine andere Erinnerung führt mich zurück in meine Studienzeit. Eine Zeit lang war ich ehrenamtlich aktiv bei der Bahnhofsmission. Dort galt es nicht nur Reisenden zu helfen, sondern es wurden auch Obdachlose mit einem Frühstück versorgt. Dies gab mir einen neuen Blick für mein Leben im altersschwachen Studentenwohnheim. Denn trotz der vielen Wasserflecken an der Zimmerdecke konnte ich schlichtweg dankbar sein.
Ich konnte dankbar sein, ein Dach über dem Kopf zu haben. Ich konnte dankbar sein, dass im Zimmer ein Ofen stand und im Keller genügend Kohlen und Holz gelagert waren.
Die Arbeit bei der Bahnhofsmission hatte mich nachdenklich gemacht. Und ich merke, wie wichtig es auch heute ist, dass ich mich wieder daran erinnere. Denn auch heute ist nichts wirklich selbstverständlich und es gibt auch heute allen Grund Gott dankbar zu sein.