20.07.2023
Besinnungswort zum 23.07.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

„Geh aus mein Herz und suche Freud“ - Die Sommertage, die wir gerade erleben, könnten nicht besser zu dem Lied passen, denn draußen spielt sich gerade das ab, wovon in diesem Lied gesungen wird. Öffnen Sie ihre Ohren, ihre Augen und ihr Herz für Gottes Wunder: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben.“ Warten Sie nicht, schicken Sie Ihr Herz hinaus in die Natur, entweder mit einem Blick aus dem Fenster oder gehen sie nach draußen, gehen Sie am besten allein, damit Sie nichts ablenken kann. Nehmen Sie mit allen Sinnen wahr, was die Natur uns reichlich bietet. Trotz aller Probleme, um die wir uns kümmern müssen, haben wir Grund zur Freude! In seinem Lied beschreibt Paul Gerhardt ein paradiesisches Gegenstück zur Welt, in der er lebte. Es war eine schlimmen Zeit: Der Dreißigjährige Krieg begann, als er gerade 11 Jahre alt war, seinen Vater verlor er mit 12, seine Mutter mit 14 Jahren. Der Krieg, die Pest, Bakterienruhr und Pocken rafften die Menschen damals nur so dahin, ihre Körper waren vom Hunger durch den Krieg geschwächt. In Wittenberg studierte Gerhardt, von dort ging er nach Berlin und wurde Pfarrer an der Nikolaikirche. An dieser Kirche war Johann Crüger Kantor. Es entwickelte sich zwischen den beiden eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit. Paul Gerhardt schrieb Texte, die von Crüger vertont wurden. Bis 1653 waren schon 82 Gesangbuchlieder entstanden. Gerhardt verarbeitete in seinen Texten die Kriegserlebnisse und machte den Menschen Mut und Hoffnung. Auch familiär musste Paul Gerhardt Schicksalsschläge hinnehmen: von seinen 5 Kindern überlebte nur ein Sohn seine Eltern und nach nur 13 Ehejahren starb seine Frau.
In den ersten Strophen beschreibt Gerhardt die Schönheit der Natur, es ist das reinste Paradies. Wer einmal eine Zeit auf einem Bauernhof verbracht hat, kann alles mit dem inneren Auge vor sich sehen: Die fleißigen Bienen, die Glucke, die vorsichtig ihre Küken über den Hof führt und dabei aufpasst, dass keine Katze, kein Hund die Kleinen stören. Es gibt zum Nutzgarten auch einen Blumengarten, der das Herz mit seiner Farbenpracht erfüllt, ich stelle mir Bauernrosen, Löwenmäulchen Stiefmütterchen usw. in allen Farben vor. Die Bienen haben genug zu tun. Der Krieg mit Feuersbrunst, marodierenden Soldaten, zerstörten Städten kommt nicht vor. Dabei ist der Krieg gerade 5 Jahre vorbei, als das Lied erscheint. In allem was die Natur uns bietet, sieht Gerhardt die Güte Gottes. Solange die Natur all die wunderbaren Dinge wachsen und gedeihen lässt, haben wir Grund zur Freude und zur Hoffnung. Das Leben geht weiter. Paul Gerhardt lässt sich vom Wunder der Natur anstecken und wird selbst zur sprudelnden Quelle. Er ist von Freude erfüllt. In den letzten Strophen erbittet Gerhardt sich von Gott die Gabe, auf der Erde im Hier und Jetzt, den Menschen Mut zu machen mit seinen Liedern, Gebeten und mit seinen Predigten. Er weiß, dass er dafür den Segen Gottes braucht. Er vergleicht sich mit einem Baum, der starke Wurzeln treibt und dann auch gute Frucht bringt. Die letzte Strophe endet mit einem klaren Bekenntnis: Gott gehört die Ehre: Wir sollen nur IHM dienen, sonst niemandem. Und wenn Sie das Lied lange nicht gesungen haben: Es steht im evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 503. Egal wo und wie Sie es singen, Sie werden merken, es tut der Seele gut, es wird Sie mit Freude erfüllen. Und was gibt es schöneres in dieser Sommerzeit?