05.08.2023
Besinnungswort zum 06.08.2023
von Almut Ehrhardt
Es ist Urlaubszeit, das ist schön, es tut gut im Urlaub Zeit für sich zu haben. Leider ist unsere Urlaubszeit die Leidenszeit vieler Tiere. Jedes Jahr werden in den Sommermonaten in Deutschland zwischen 50.000 und 80.000 Hunde, Katzen oder andere Tiere ausgesetzt. Unsere Hausgenossen, die zu Weihnachten Kinderherzen höher schlagen lassen, werden in der Urlaubszeit plötzlich zum störenden Anhängsel. Wenn die Tiere Glück haben, werden sie gefunden, kommen in ein Tierheim und warten dort sehnlichst auf ein neues Zuhause. Als wir unseren ersten Hund abholten, sagte die Züchterin zu uns: „Für euch ist dieser Hund ein Begleiter für eine gewisse Zeit eures Lebens, für den Hund seid ihr alles, was er im Leben hat.“ Damit hat sie einen ganz wichtiges Thema angesprochen: Gott hat uns Menschen die Freiheit geschenkt, aber wir tragen dafür, wie wir unsere Freiheit gestalten, Verantwortung. Dietrich Bonhoeffer hat es einmal so formuliert: Verantwortung und Freiheit sind einander korrespondierende Begriffe. Verantwortung setzt sachlich – nicht zeitlich – Freiheit voraus, wie Freiheit nur in der Verantwortung bestehen kann. Das klingt sehr theoretisch? Ist es aber nicht. In meinen ersten Berufsjahren habe ich regelmäßig mit Jugendlichen über Freiheit und Verantwortung diskutiert. Wenn ich erst 18 bin … so fangen viele Sätze junger Menschen an, dann darf ich dieses und jenes: Auto fahren, in eine eigene Wohnung ziehen, zur Wahl gehen usw. Viele Jugendliche verbinden beispielsweise mit dem Führerschein ein Gefühl von Freiheit. Hinter dem Steuer haben dann alle eine Verantwortung gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern. Wir modernen Menschen haben so viele Freiheiten, und wir lieben unsere Freiheiten, wir dürfen nur nicht vergessen, welche Verantwortung wir tragen. Je mehr Freiheiten wir uns gönnen, desto mehr Verantwortung tragen wir auch. Gott hat den Menschen die Erde übergeben, nachzulesen in der Bibel, Genesis 3, mit allem was sich darauf befindet. Er hat uns mit diesem Geschenk aber auch die Aufgabe übertragen, diese Erde zu erhalten und zu bewahren. Sie werden jetzt einwenden, dass die meisten von uns gar nicht die Möglichkeit haben, die Welt zu retten. Stimmt, aber es würde ja schon reichen, wenn jeder die Verantwortung wahrnimmt, die er sich selbst gewählt hat, die Verantwortung in der Familie für die Kinder und Tiere im Haushalt, in der Politik, im Beruf, im Verein, in jeder Begegnung mit anderen Menschen. Jede kleine und große Entscheidung kann dazu beitragen die Welt zu retten. Als Gott Adam im Paradies ruft, versteckt er sich hinter Eva und gibt ihr die Schuld für seine Übertretung, und auch Eva steht nicht zu ihrer Verfehlung, sie beschuldigt die Schlange. (1. Mose 3, 9 ff) Wie schade, schon Adam und Eva waren nicht bereit, die Verantwortung für ihr Handeln zu tragen. Verantwortung zu übernehmen will gelernt sein, und auch hier gilt: Je eher desto besser. Um auf das Beispiel vom Anfang zurück zu kommen: Wer sich nicht sicher ist, ob er oder sie die Verantwortung für ein Tier dauerhaft übernehmen kann, probiert es anfänglich mit einer Patenschaft für ein Tier in einem Tierheim, oder mit Nachbars Hund, Katze, Maus während der Urlaubszeit. Dann würden keine Tiere angebunden am Straßenrand warten müssen, ob sie jemals wieder mitgenommen werden. Ich möchte nicht den moralischen Zeigefinger erheben, aber alle Tiere haben, wie jeder Mensch auch, eine faire Chance verdient.