17.10.2024
Besinnungswort zum 20.10.2024

von Almut Ehrhardt

Der Herbst hat Einzug gehalten, die Abende werden merklich länger, die Sommerbepflanzung ist vor den Haustüren und auf den Beeten verschwunden, die Blätter werden bunt und fallen von den Bäumen. In den Geschäften liegen die Lebkuchen schon seit Wochen in den Regalen. Wir Menschen ziehen uns jetzt in die warmen Stuben zurück, statt auf dem Balkon eine kühle Schorle zu genießen, gibt es Tee und andere Heißgetränke. Die Gesellschaft für deutsche Sprache sucht in diesen Wochen das Wort des Jahres 2024. 2023 wurde „Krisenmodus“ gewählt. Diese Wahl stimmte mich nachdenklich, und ich bin es noch heute. Es scheint, unser Land ist eine einzige Krise: Demokratiekrise, Wirtschaftskrise, Klimakrise, Bildungskrise, Gesundheitskrise. Die Liste ließe sich fortsetzen. Wo bleibt die Hoffnung? Laut einer Allensbach-Umfrage gaben zuletzt nur noch 19 Prozent der Deutschen an, hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Ist die Stimmung der Deutschen so trübe wie das Wetter draußen? Dabei ist Hoffnung besonders wichtig in schwierigen Zeiten. Menschen, die hoffen, halten Unsicherheiten besser aus, als Menschen, die alle Hoffnung verloren haben. Wer hofft, weiß, dass hinter dem Unsicheren oder Schlimmen, das uns beunruhigt, das Gute verborgen und möglich ist. Hoffende Menschen sind aktiver als Menschen ohne Hoffnung. Als 1989 tausende DDR-Bürger mit Kerzen auf die Straße gegangen sind, hatten sie Hoffnung auf eine bessere Zukunft, denn andernfalls, wären sie aus Angst vor den Panzern zu Hause geblieben. Die Trümmerfrauen nach dem zweiten Weltkrieg hatten trotz der schrecklichen Vergangenheit Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft in ihrer Heimat und begannen, Schuttberge zu beseitigen. Heute engagieren sich zahlreiche Menschen in Friedensinitiativen und gehen für eine Welt ohne Krieg auf die Straße. Wie gut: Die Hoffnung lebt noch in uns! In der Bibel werden Zeiten geschildert, in denen die Menschen voller Hoffnung sind, aber auch schlimme Zeiten, in denen sie an Gott und seine Verheißungen erinnert werden müssen. Das Volk Israel wandert aus der Sklaverei in Ägypten aus in ein gelobtes Land, weg von den Fleischtöpfen in eine ungewisse Zukunft. Allein die Verheißung Gottes treibt sie an. Am Ende erreichen sie das verheißene Land, in dem Milch und Honig fließen. Das Wort Gottes gibt uns Hoffnung: Sprüche 23, 18: „Denn sicher gibt es eine Zukunft, deine Hoffnung wird nicht zerschlagen“. In Taizé wird das wunderbare Lied gesungen: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht.“ Von dieser Hoffnung wünsche ich uns mehr in den nächsten Wochen, damit wir wieder Mut fassen und aktiv eine lebenswerte Zukunft gestalten. 1989 brannten in vielen Fenstern Kerzen als Hoffnungszeichen für eine friedliche Revolution. Die länger werdenden Abende sind ein guter Anlass, wieder Kerzen für die Zukunft anzuzünden.