16.06.2022
Besinnungswort zum 19.06.2022

von Almut Ehrhardt, Leiterin Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus "Die Insel", Suhl

Almut Ehrhardt

Wenn Sie mich fragten, welche Jahreszeit meine liebste ist, dann würde ich mich nicht gerne festlegen wollen. Mir geht es so, dass ich gerade den Wechsel der Jahreszeiten sehr schön finde. Wenn sich im Herbst die Blätter bunt färben und es kühler wird, dann erfreue ich mich an den satten Herbstfarben, oft bin ich auch froh, dass es nicht mehr so heiß ist wie im Sommer. Wenn ich an einem Herbstmorgen durch den Wald gehe und die Sonne durchbricht den Nebel der Nacht, wie schön das aussieht, ein Spinnennetz im Morgennebel oder ein Fliegenpilz am Wegrand mit seiner kecken roten Kappe… Aber wenn dann der erste Schnee fällt und ein weißes stilles Tuch über die Natur legt, dann jubele ich, weil hoffentlich bald so viel Schnee liegt, dass ich Skifahren kann. Mit den Skiern fast lautlos durch den Wald zu gleiten ist für mich eine große Freude. Der Schnee wäscht die Erde sauber, wie herrlich funkelt es, wenn die Sonne scheint und der Schnee glitzert wie Millionen von Diamanten! Die Natur ruht sich aus, sie sammelt Kraft. Das ist wie Urlaub für die Natur. Und dann, dann kommt der Frühling, die ersten zarten Frühblüher schauen zaghaft durch die Schneedecke, der letzte Schnee liegt schmutzig am Straßenrand. Man sehnt sich regelrecht nach Farben! Und mit welcher Kraft die Natur ihre Pracht entfaltet! Millionenfach zeigt sie uns wie schön sie ist, wie herrlich Gott alles geschaffen hat! Jeden Morgen, wenn ich nach Suhl zur Arbeit fahre, ist das Maigrün der Bäume etwas weiter. Bei uns im Gebirge ist der Frühling immer ganz kurz, erst kommt er langsam nur in Gang, aber dann ist er wie eine Explosion… Und dann kommt der Sommer geschlichen, man freut sich auf laue Sommerabende auf dem Balkon, im Garten oder im Park, auf Baden im See oder im Meer oder ein Picknick auf einer Waldlichtung. Abends bleibt es lange hell, man genießt die Wärme, man freut sich, dass man ohne dicke Strickjacke raus gehen kann, dass der laue Wind über die Arme oder durchs Haar weht. Und die Luft ist voller Düfte: der Raps und die Blumen. Aber die Hitze macht auch ein bisschen träge, man fühlt sich schlapp, und deshalb freut man sich dann wieder auf die kühleren Temperaturen und die frischen Farben des Herbstes…Dieser Kreislauf ist so perfekt! Und ist es nicht auch so mit unserem Leben? Wie schön ist es, wenn ein kleiner Mensch das Licht der Welt erblickt! Wenn ein kleines Kind die ersten Schritte macht, das erste Mal Mama, Papa, Oma oder Opa sagt, da hüpft das Herz höher! Aber ehrlich: Kennen Sie einen Menschen, der gerne ewig ein kleines Kind gewesen wäre? Dann die Jugendjahre! Wie stolz ist ein junger Mensch mit seinem Abiturzeugnis oder dem Facharbeiterbrief in der Hand. Man wünscht ihnen alles Glück der Welt, wenn sie eine Familie gründen oder ein Haus bauen. Aber es ist auch schön, wenn man es dann etwas ruhiger angehen lassen kann, wenn die Mühen etwas weniger werden, wenn die eigenen Kinder aus dem Haus gehen. Es ist für mich ein prägendes Bild meiner Kindheit: Meine Großmutter, die mit Muße auf der Ofenbank sitzt und mir etwas vorliest. Das Leben hatte ihr Falten ins Gesicht gezeichnet, aber es waren Lachfalten. In der Bibel lese ich bei Mose 1,11: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Gott hat alles gut eingerichtet. Wir sollten es annehmen wie es ist und nicht gegen die Natur arbeiten. In der Bibel steht weiter: Und Gott sah, dass es gut war. Amen