24.06.2022
Besinnungswort zum 26.06.2022
Mit leichtem Gepäck unterwegs sein von Marlis Schmidt, Evangelische Kirche Suhl
Endlich ist wieder Reisezeit.Das schöne Wetter,die Corona-Lockerungen und das 9 Euro Ticket lassen uns vermehrt aufbrechen. Gepaart mit der großen Sehnsucht nach Freiheit und unbekannten Reisezielen. Da tut es gut,wenn der Koffer oder Rucksack nicht so schwer sind. Jeder,der schon mal mit dem Rucksack unterwegs war, weiß,wie jedes Gramm zählt. Schließlich muss ich alles,was ich einpacke mit eigener Kraft den Berg hoch schleppen. Da beginnt die Prozedur des Ein-und Wieder Auspackens. Da wiege ich Dinge in der Hand ab,da überlege ich,brauche ich das wirklich? Der Wunsch ist es, mit leichtem Gepäck auf die Reise zu gehen und mit viel Erlebten zurück zu kehren-dann habe ich gut gepackt! Ist dieses leichte Gepäck nicht auch ein schönes Bild für meine Lebensreise? Was schleppe ich nicht alles herum in meinem Lebensrucksack! Vielleicht Sorgen in der Familie,Ärger am Arbeitsplatz, Sorge um Gesundheit und Auskommen,mein Umgang mit der Klimarettung und den Krisenherden der Welt oder der Stress der letzten Zeit. Also erst mal auspacken,was ich auspacken kann und neu sortieren. Was habe ich mir vielleicht selbst auferlegt? Womit kann ich mich erleichtern? Mir hilft hier etwas sehr einfaches: zur Ruhe kommen und bewusst ausatmen! Damit fängt mein Auspacken an. Ich versuche erst mal runter zu kommen,andere gelungene Dinge in den Fokus zu nehmen,vielleicht an meinem Lieblingsort bei einem guten Getränk oder im Beobachten der Natur.So kann ich schon manchen Kummer loslassen . Mein Kopf wird wieder etwas klarer und freier.Als nächstes finde ich es hilfreich,mir jemand zu suchen,mit dem man sortieren kann.Ob es nun gute Freunde sind oder sogar professionelle Hilfe. Ein Blick von außen auf die Dinge ist unterstützend. Einmal werden Sorgen kleiner,wenn man sie mit einem anderen teilen kann und zum anderen können sich Lösungen durch den Blick von außen abzeichnen. Da ist es vielleicht an der Zeit,den Streit mit einem Familienmitglied zu beenden,meine Kränkungen los zu lassen und demjenigen zu verzeihen,der mich verletzt hat? Denn wer nachträgt,der trägt schwer,der schleppt ganz schön was mit sich herum.Hier Ballast abzuwerfen macht uns frei für andere schöne Dinge des Lebens. Haben wir nicht durch die Corona-Krise erfahren, wie das aufeinander zu gehen, die gegenseitige Unterstützung und der respektvolle Umgang miteinander die Bewältigung der Krise etwas leichter macht? Denn keiner kann die Welt allein retten,muss sie auch nicht. Wir brauchen einander. Über die großen Sorgen und Probleme unserer Zeit wieder mehr eine Streitkultur entwickeln,über Fragen zu diskutieren, die Meinung des Anderen zu hören, zu respektieren und so weise Zukunftslösungen zu entwerfen, die viele Menschen mitnehmen. Mit leichtem Gepäck unterwegs sein,wie beim Wandern. Hierbei finde ich ermutigend,was Jesus dazu sagt „:Kommt her zu mir,alle ,die ihr mühselig und beladen seid,ich will euch erquicken.“Hier ist die Einladung und Zusicherung,dass ich die Verantwortung nicht allein tragen muss, sondern Gott trägt sie mit uns.Er gibt uns die Kraft für den lauten oder stillen Protest,das deutliche Eintreten für eine Veränderung zum Guten. Mit der Geburt von seinem Sohn gab er uns als erste Botschaft durch seinen Engel, die vom Frieden:“. Seid nicht furchtsam! Freuet euch!“ Das Angebot zum Aufatmen. Mit innerer Ruhe und Gelassenheit an die Sorgen und Probleme zugehen. Einander neu begegnen zu können. Selbst auferlegten Ballast durch Leistungsdruck und Perfektionismus abzuwerfen,weil ich meine Begrenztheit akzeptieren kann. Wenn ich sehe,wie sich Dinge und Umstände unerwartet zum Positiven verändern können, da wächst Gottvertrauen. Wie beim Wandern,die Dinge zu spüren,die mein Gehen erleichtern ,die stärkende Einkehr,das Erfrischen an einer Quelle,so sind es für meinen Lebensrucksack das Wahrnehmen der kleinen und großen Zugaben Gottes, mit denen er mir mein Herz erleichtern möchte.Vielleicht das entspannte Zusammensein ,woraus ein neuer Lebensansatz erwächst, das erhebende Gefühl eines Sonnenuntergangs, aber auch die Träne,die ich jemanden trocknen konnte . Die Worte von dem Theologen Jörg Zink beschreiben die Lebensreise so: „Ich wünsche dir nicht ein Leben ohne Entbehrung,ein Leben ohne Schmerz, ein Leben ohne Störung.Was solltest du mit einem solchen Leben? Ich wünsche dir aber,dass du bewahrt sein mögest an Leib und Seele.Dass dich einer trägt und schützt und dich durch alles,was dir geschieht,deinem Ziel entgegen führt.“Möge es uns geschenkt werden.