22.05.2024
Besinnungswort zum 19.05.2024

von Almut Ehrhardt, Koordinatorin für die Arbeit mit Senior*innen im Kirchenkreis Henneberger Land

Almut Ehrhardt

Eine Umfrage auf der Straße nach der Bedeutung des Pfingstfestes würde vermutlich spärliche Ergebnisse zutage bringen. Wahrscheinlich freuen sich die meisten Menschen hierzulande auf ein verlängertes Wochenende. Salopp gesagt feiert die Kirche am Pfingstsonntag ihren Geburtstag. Und allein dieser Satz kann verwirrend sein, denn die Kirchengebäude in Deutschland sind alle unterschiedlich alt. Wenn wir Christen vom Geburtstag der Kirche sprechen, dann meinen wir also nicht die Gebäude in unseren Dörfern und Städten, auch nicht die Institution Kirche, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen, die Jesus Christus als ihren Erlöser, ihren Messias, anerkennen. Im Neuen Testament in der Apostelgeschichte des Lukas wird die Gründung der Kirche als das Pfingstwunder beschrieben. 50 Tage nach dem Passahfest feiern die Juden das Fest des Empfanges der Thora. Aus diesem Anlass waren die Jünger 50 Tage nach Jesu Kreuzigung und viele andere Juden in Jerusalem versammelt. Plötzlich erlebten die Jünger etwas, das sich schwer mit Worten beschreiben lässt. Sie merkten, dass sie von großer Freude und von ungeahnten Fähigkeiten erfüllt waren. Heute würde man vermutlich sagen: Sie waren im Flow. Die anderen Juden, die aus allen Himmelsrichtungen nach Jerusalem gekommen waren, konnten die Jünger plötzlich in ihrer eigenen Sprache reden hören. Einige vermuteten, die Jünger seien am frühen Morgen schon betrunken und spotteten darüber. Aber das waren sie nicht, sie waren erfüllt von Gottes Heiligem Geist. Petrus predigte den anderen Juden das Evangelium: Dass Jesus durch seine Auferstehung den Tod und das Böse überwunden hat, dass Jesus der Messias ist. Bis heute ist diese Überzeugung der Hauptunterschied zwischen uns Christen und den Juden. Wir glauben an den gleichen Gott, Jesus ist für uns der Messias, aber die Juden erwarten ihren Messias noch. Viele Juden ließen sich an diesem Tag taufen, und deshalb gilt dieser Tag als der Geburtstag der Gemeinschaft der Christen, der Geburtstag der Kirche. Wie ist es nun nach fast 2000 Jahren um die christliche Gemeinschaft bestellt? Petrus gab den ersten Christlichen Gemeinden folgendes Gebot mit: Seid eines Sinnes, voller Mitgefühl, liebt einander und seid demütig! Nun, das ist leichter gesagt als getan. Christen sind auch keine besseren Menschen als alle anderen. Das wird uns oft genug vorgehalten. Es ist wie überall, eine Gruppe beginnt mit großen Plänen, mit viel Elan. Aber die Vorstellungen über die praktische Umsetzung der Pläne sind unterschiedlich. Es ist schon in vielen Familien nicht einfach, harmonisch zusammen zu leben, wie kann es da unter 2,5 Milliarden Christen einfach sein? Mein Geburtstagswunsch an die ehrwürdige alte Dame Kirche ist: Ihr Christen der Welt, besinnt euch auf euren Ursprung: Jesus Christus. Er ist Anfang und Ende. Seid voller Mitgefühl für alle Menschen, seid einmütig, lernt wieder demütig zu sein und liebt einander. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und harmonisches Pfingstfest. Amen