12.06.2024
Besinnungswort zum 16.06.2024
von Almut Ehrhardt
Ist Ihnen das schon einmal passiert: Sie laden Gäste zu einer Feier ein, Sie bereiten alles vor, und als der Festtag gekommen ist, hagelt es Absagen. Der eine hat sich ein Haus gekauft und muss es unbedingt an diesem Tag anschauen, die nächsten haben sich ein Pferd, ein Auto oder ein Boot angeschafft und holen es genau an diesem Tag ab, einer hat sich frisch verliebt und möchte die Angebetete an dem Tag zum Picknick oder Candle-Light-Dinner ausführen. Alle Vorbereitungen umsonst? Ärgerlich. Sie ahnen es schon, die Geschichte stammt ursprünglich aus der Bibel. Jesus erzählt sie, nachzulesen im Lukasevangelium im 14. Kapitel oder bei Matthäus im 22. Kapitel. Ein Hausherr lädt ein, und als der Tag des Festmahles gekommen ist, lassen sich die Gäste entschuldigen. Die Einladung zum Abend- oder Festmahl ist im übertragenen Sinn eine Einladung in das Reich Gottes. Gott, der einladende Hausherr, ist ziemlich ärgerlich über die Absagen mit den fadenscheinigen Begründungen. Er trägt nun seinen Dienern auf, in die Nachbarschaft zu gehen und Menschen von der Straße einzuladen. Als der Festsaal immer noch nicht voll ist, schickt er seine Diener noch einmal weiter weg, und nun werden alle von der Straße geholt, die zu finden sind: Arme, Blinde, Behinderte, einfach alle.Ich glaube, dass Jesus mit dieser Geschichte verdeutlichen will, dass nicht nur das Jüdische Volk von Gott eingeladen wird, sondern auch die Menschen aus aller Herren Länder. Gottes Haus ist ein Haus für alle. Ohne Voraussetzungen sind wir bei Gott willkommen. Jeden Sonntag, wenn die Glocken in unseren Städten und Dörfern läuten, laden sie uns ein in Gottes Haus. Es heißt nicht „Heute geschlossene Gesellschaft“, nein, es heißt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid“, sagt Jesus. Und sind wir doch mal ehrlich, mühselig und beladen sind wir alle irgendwie. Auch wenn wir es nicht zugeben. Eine Kollegin sagte einmal zu mir: „Unter jedem Dach ein Ach.“ Bei dem einen sind es Geldsorgen, beim nächsten Eheprobleme oder der Nachwuchs entwickelt sich nicht so, wie gewünscht, andere haben Angst um den Arbeitsplatz oder vor der Kriegsgefahr in Europa, viele leiden unter permanentem Stress, andere wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen, und viele enttäuschte Hoffnungen machen Menschen das Leben schwer. Wir sind eingeladen, das alles bei Gott abzuladen und los zu lassen. Ich habe vor einigen Jahren einen Ort kennengelernt, an dem einer kleinen christlichen Gemeinschaft genau das gelingt:Menschen aus aller Welt friedlich zusammen zu führen, Taizé heißt dieser Ort. Junge und ältere Menschen verbringen hier Zeit mit Singen, Philosophieren, Nachdenken über Gottes Wort und auch mit Feiern. Fröhlich und unbeschwert leben die Menschen in Taizé zusammen. Sie laden ihre Sorgen bei Gott ab, ihnen wird zugehört, sie werden gestärkt und getröstet. Sie gehen in ihren Alltag zurück und sind Botschafter des Evangeliums von Jesus Christus. Ich wünschte mir, alle Parlamentarier dieser Welt würden zwei Wochen in Taizé ein Praktikum machen, unsere Welt könnte friedlicher und freundlicher zusammenwachsen.