15.01.2022
Besinnungswort zum 16.01.2022
von Pfarrerin Anna Böck, Gemeinde Suhl
O Du fröhliche
O du selige
Gnadenbringende Weihnachtszeit
Welt ging verloren
Christ ward geboren
Freue, freue dich o Christenheit!
Es ist Januar. Die Weihnachtsdekoration ist größtenteils aus den Fenstern und Vorgärten verschwunden, im Supermarkt werden die letzten Weihnachtsmänner und Lebkuchen mit 50% Rabatt verschleudert. Draußen ist es kalt. Das Leben geht wieder nüchtern weiter nach all der Feierlichkeit Ende Dezember. Im evangelischen Bereich ist spätestens seit dem 6.1., dem Dreikönigstag, die Weihnachtsfreude verpufft.
Wenn es um Traditionen geht, ist der Mensch ja meist von seiner Kindheit her geprägt. Das merke ich in diesen Januarwochen sehr deutlich. Denn ich bin katholisch aufgewachsen. Bei uns stand der Christbaum immer bis Anfang Februar, die Weihnachtsgeschenke waren solange auch im Wohnzimmer präsent: Das Puppenhaus, der (wirklich große) Einkaufsladen, später die Eisenbahn. Weihnachten zog sich hin. Die Freude hallte auch im Januar noch nach, bis Ende Januar ein letztes mal die Kerzen am Baum angezündet wurden und der Alltag wieder einzog: Puppenhaus, Einkaufsladen und Eisenbahn wanderten wieder auf den Dachboden, wo sie auf das nächste Jahr warteten, wen sie am Ende des Advents kurz vor Heilig Abend wieder ins Wohnzimmer durften.
Und warum eigentlich auch nicht. Gilt doch die Weihnachtsbotschaft auch im Hochsommer. Dann ist es vielleicht draußen heller und Kerzen oder Zimtduft würden sich wirklich komisch anfühlen. Aber in mir drin kann es auch bei 30° C dunkel und traurig sein. Dann ist es gut, zu wissen: Wir sind nicht allein auf dieser Welt. Gott kam auf diese Welt, um bei seinen Menschen zu sein. Er weiß, wie es mir geht, weil er selbst die Dunkelheit bei 30° im Schatten erlebt hat. Er kennt Einsamkeit, Schmerzen, Krankheit. Er weiß, wie man mit anderen mitleidet, wie man liebt und verzweifelt zu Gott betet. Und Jesus ist deshalb auch heute noch das Licht in meiner Dunkelheit. Deshalb gilt, egal, ob Januar, Mai, August oder Dezember: O du fröhliche!