11.07.2024
Besinnungswort zum 14.07.2024

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen… so sagt man. Als ich jüngst auf Reisen unterwegs war, besichtigte ich eine Kirche, die den Namen „Peter und Paul“ trägt, benannt nach den beiden Aposteln Petrus und Paulus. Sie sind wohl die beiden bekanntesten Apostel Jesu in unserer Wahrnehmung heute. Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eines hatten sie gemeinsam: Sie glaubten dass Jesus Christus der Messias ist und dienten ihm bis zu ihrem Tod. Petrus, der Praktiker, war einer der ersten Jünger Jesu. Seine Berufung findet am See Genezareth statt, nachzulesen im 5. Kapitel des Lukasevangeliums. Er ist der Macher unter den Jüngern, derjenige, der bei Jesu Gefangennahme einem Soldaten das Ohr abschlägt. Aber er ist auch der, der Jesus dreimal verleugnete bevor der Hahn krähte. Paulus hingegen ist Schriftgelehrter, ein geistiger Mensch mit körperlichen Beeinträchtigungen. Er hat Jesus nicht persönlich kennengelernt. Als sich erste christliche Gemeinde gründen, verfolgt er diese sogar. Auf dem Weg zu einer Verhandlung gegen Christen erscheint ihm Jesus in einem grellen Licht und fragt ihn: “Warum verfolgst du mich?“ Die Geschichte der Bekehrung des Saulus, der später Paulus heißt, kann man nachlesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 9. Unermüdlich reist Paulus im Nahen Osten herum, predigt das Evangelium und gründet christliche Gemeinden. Petrus und Paulus, diese beiden ungleichen Männer, gründen christliche Gemeinden. Sie sprechen auf unterschiedliche Weise verschiedene Menschen an. Und so kommt es zu einem ersten handfesten Streit unter den Christen. Kernfrage ist: Sollen Heiden, die sich zum christlichen Glauben bekennen, erst zum Judentum bekehrt werden, bevor sie getauft werden können? Die eine Fraktion sagt klar „Ja“, denn sie müssen die Propheten kennen, die Gebote und Verheißungen. Die anderen sagen „Nein“. Die Heiden sollen gleich getauft werden, alles andere kommt später. Der Heilige Geist hat in diesem Streit wohl sehr viel Arbeit leisten müssen, um ihn beizulegen. Sonst wüssten wir heutzutage vermutlich nicht einmal, wer die Christen waren. Sie wären als Sekte in der Bedeutungslosigkeit versunken. Das entscheidende Argument hatte Petrus. In Apostelgeschichte 15,7 steht: “Als man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: ‚Wir glauben, dass wir durch die Gnade Gottes gerettet werden‘“. Er hat damit den Kern getroffen. Es gibt keine wichtigere Erkenntnis, als die, dass der Bund Gottes zu uns Menschen durch Gottes Gnade und durch Jesu Auferstehung besteht und immer wieder erneuert wird. Ich freue mich, dass so viele Kirchen die Namen der beiden Männer tragen, die so unterschiedlich waren, aber ein Ziel vor Augen hatten. Übrigens, der 29. Juni war der Tag an dem wir Peter und Paul gedenken. Die Geschichte der beiden Männer zeigt uns, wenn in einem Streit die Fronten sich verhärten und sachliche Argumente nicht mehr zählen, weil jeder nur noch siegen will oder Angst davor hat, sein Gesicht zu verlieren, dann hilft es, einen Schritt zurück zu gehen und sich auf das wesentliche zu besinnen. Das ist überall so, in Familien, unter Freunden, in der Kirche, in unserer Gesellschaft und in der Politik. Ich wünschen Ihnen eine gesegnete und behütete Ferienzeit.