02.08.2024
Besinnungswort zum 04.08.2024

von Almut Ehrhardt

Kaum ist das letzte Tor der Fußball EM gefallen, heißt es: Die Olympischen Spiele 2024 sind eröffnet. Für mich klingt dieser Spruch ähnlich dem: Lasst die Spiele beginnen. So sagten die Römer, wenn in den Arenen des Römischen Reiches die Gladiatorenkämpfe und andere Spektakel begannen. Mit Brot und Spielen wurde das Volk in der Antike bei Laune gehalten. Ein Kaiser, der keine Spiele veranstaltete, verlor schnell an Beliebtheit. Zur Eröffnung des Amphitheatrum Flavium, so hieß das Kolosseum Roms bei den Römern, wurden 100 Tage dauernde Spiele abgehalten. Zuerst waren die Gladiatoren Sklaven und Kriegsgefangene, das änderte sich, als man merkte, dass die Römer diese Kämpfe liebten. Bald schon wurden die Kämpfer professionell ausgebildet. Gladiatoren waren unfrei, aber eine wertvolle Geldanlage für die Betreiber der Gladiatorenschulen. Sie wurden daher gut versorgt. Die wenigsten Gladiatorenkämpfe, nur etwa jeder fünfte, endeten mit dem Tod, es war wesentlich wichtiger, einen guten Kampf zu liefern. Trotzdem, ein Kampf auf Leben und Tod zur Unterhaltung anderer ist verwerflich. Als das Christentum im Römischen Reich unter Kaiser Konstantin Staatsreligion wird, werden die Spiele als zu brutal und menschenverachtend abgelehnt. Gut so. Die Olympischen Spiele der Antike und der Neuzeit verfolgen einen rein sportlich  wettkämpferischen Aspekt. Und ich bin sehr froh, dass sich in unserer Zeit der friedliche Gedanke eines Kräftemessens ohne Waffen gegenüber den antiken Gladiatorenwettkämpfen in Rom durchgesetzt hat. Sportler, die sich eine Fahrkarte zu den Olympischen Spielen erkämpfen, arbeiten hart dafür und müssen oft auch Verzicht üben: Partys oder lange Ausschlafen geht nicht, wenn man auf das Ziel Olympia hin trainiert. Nicht jeder kann eine Medaille gewinnen, aber Dabeisein ist alles. Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich mir einige Wettkämpfe anschauen. Ich hoffe auf Fairness, Spannung und Begeisterung. Mit Spannung und Begeisterung erwarte ich auch immer die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Sie ist ein kulturelles Ereignis, das weltweit Beachtung findet. Ich frage mich vorher immer: Was fällt den Initiatoren ein, um ein weltumfassendes Ereignis wie die Olympischen Spiele einzuläuten? Allerdings ist man in diesem Jahr meiner Meinung nach zu weit gegangen: Mir erschließt sich nicht, was eine geköpfte Marie Antoinette und ein verunglimpftes Letztes Abendmahl von Leonardo Da Vinci auf dieser Feier zu suchen haben. Ersteres Bild ist menschenverachtend und zweites ist ein Verstoß gegen das erste und zweite christliche Gebot: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir und: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Jesus mit Bacchus an einen Tisch zu setzen, geht für mich gar nicht. Ich finde, diese Überschreitungen haben nichts mehr mit Toleranz zu tun. Wir Christen sind der Kunst gegenüber ziemlich tolerant geworden, andere Religionen sind in diesem Punkt viel engherziger. Schade, der Anfang ist nicht so gut gelungen. Den Sportlern wünsche ich von Herzen friedliche, faire und gesegnete Wettkämpfe.