09.11.2024
Besinnungswort zum 10.11.2024
von Almut Ehrhardt
Meine Mutter hieß mit ihrem Mädchennamen Hochmuth. Weil sie eines Tages in der Schule wohl etwas vorlaut gewesen war, ermahnte sie ihre Lehrerin mit den Worten: „Hochmut(h) kommt vor dem Fall.“ Diese Ermahnung muss meine Mutter ziemlich verletzt haben, denn sonst hätte sie sich diesen kleinen Vorfall nicht bis ins hohe Alter gemerkt. Ob die Lehrerin wusste, dass sie einen Bibelvers zitierte? Im Buch der Sprüche16, 18 steht: „Der Stolze wird gestürzt: ja, Hochmut kommt vor dem Fall! Lieber bescheiden und arm sein, als Beute teilen mit den Hochmütigen!“ Ich lese gerne in der Bibel im Buch der Sprüche. Die meisten stammen von König Salomo, dessen Weisheit sprichwörtlich ist. Viele der Sprüche sind zeitlos, sie haben an Aktualität nichts eingebüßt. Manche stimmen mich nachdenklich, andere lassen mich schmunzeln und der oben genannte Vers sollte uns eine Mahnung sein. Gerade jetzt, im November werden wir an viele geschichtliche Ereignisse erinnert, die wir nie vergessen sollten: Reichsprogromnacht, Volkstrauertag und der Fall der innerdeutschen Mauer. Buß- und Bettag und Ewigkeitssonntag erinnern uns daran, dass wir sterben müssen. Mit allen diesen Tagen verbinde ich einen Begriff: Demut. Er ist nicht mehr üblich und wird in unserer Zeit nur noch selten benutzt. Er passt nicht in unsere moderne und selbstbewusste Gesellschaft, in der alle stark und fit und clever sein wollen. Mit Ellenbogen und lautem Geschrei kommt man eben weiter als mit stiller Demut. Dabei sind zwei Menschen, an die wir im Monat November denken, demütige Menschen gewesen: Martin von Tours und Martin Luther. Am 11. November ehren katholische Christen Martin von Tours. Er war ursprünglich Soldat, ließ sich aber taufen und wurde etwa 370 zum Bischof gewählt. Er war ein sehr bescheidener Mensch. Die Legende besagt, dass er sich im Gänsestall versteckte, weil er die Wahl zum Bischof nicht annehmen wollte, er war zu bescheiden für dieses Amt. Die Gänse verrieten ihn durch ihr lautes Geschnatter, deshalb bestraft man sie damit, dass sie seitdem als Martinsgans bei uns Menschen auf dem Tisch landen. So weit die Legende. Martin war ein so gottesfürchtiger und den Menschen zugewandter Bischof, dass er bald heiliggesprochen wurde. Und als Martin Luther am 10. November 1483 geboren wurde, gaben ihm seine Eltern am 11.November, seinem Tauftag, den Namen des Tagesheiligen: Martin. Auch er war ein demütiger Mann, demütig vor Gott. Seine bahnbrechende Erkenntnis: Wir können uns keinen Platz im Paradies erkaufen, durch Ablasshandel etwa, sondern allein durch Gottes Gnade ist es möglich, in das ewige Reich Gottes zu kommen. Diese beiden Männer vereint Demut, die aus einer tiefen Dankbarkeit entsprang. Dankbar dafür, dass sie ihre Gaben aus Gottes Hand als Geschenk nahmen und nicht als ihr eigenes Verdienst sahen. Sie sind groß geworden durch ihre Demut und ihre Menschenliebe, die in Taten spürbar wurde. Daran lassen Sie uns an diesem Wochenende denken.