08.10.2022
Besinnungswort zum 09.10.2022

von Constanze Greiner

Pfarrerin Constanze Greiner

Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat (Matthäusevangelium 6,34)

Liebe Leserinnen und Leser, 

diesen Vers aus der Bibel habe ich nach dem Studium für mein weiteres Leben mitbekommen. Ich war überrascht – warum ausgerechnet das?! 

Und wie sollte ich mich nicht sorgen? Egal wo ich hinschaue, es gibt überall Grund, sich zu sorgen. So viel Realität kann man in zur Zeit gar nicht ausblenden! Sorglose Zeiten… wann war das zuletzt?!

Die stärkste Motivation für Menschen ist die Angst, ob direkt oder indirekt. Im Zweifels- bzw. Angstfall übersteigt sie jedes rationale Denken, jeden fertigen Plan, jede Weitsicht. Angst macht angreifbar, Ängste lassen sich ausnutzen. Alles andere wird unwichtig, bis die Angst überstanden ist. 

Und so verstehe ich dieses biblische Wort: Lass deine Sorge nicht zur Angst werden. Gib ihr nicht zuviel Raum – jeder Tag hat genug Probleme, da musst du nicht im Vorhinein Sorge und Ängste aufbauen! Wenn das zu sehr überhand nimmt, hast du nur noch Angst – und kannst gar nichts mehr tun. 

Leicht gesagt, schwer getan… und es hatte seine Berechtigung, dass ein sehr lieber Mensch mit diesen Spruch fürs Leben mitgegeben hat: Ich sorge mich auch, nicht nur heute und in dieser Zeit, aber im Moment ganz besonders. 

Wie geht das also? Ein Schritt, der mir dabei hilft, ist, meine eigene Ohnmacht einzugestehen. Gott zu sagen: Ich weiß nicht was kommt, ich kann es nicht beeinflussen, ich habe Angst und weiß nicht was ich tun soll. Gott hört mich, und er wird meine Angst niemals gegen mich verwenden. Bei ihm bin ich sicher, auch wenn ich hilflos bin. Ihn kann ich bitten, anflehen, anschreien, beschuldigen, alles rauslassen, was ich sonst nicht loswerden kann. 

Und dann, vor dem nächsten Tag, der wieder seine Sorgen hat, ein wenig getröstet schlafen gehen.