06.05.2022
Besinnungswort zum 08.05.2022
Besinnungsworte von Matthias Gering, Gemeinde Goldlauter-Heidersbach .
Meer des Grauens
Ich räume auf, und vor mir liegt ein Hefter mit alten Zeitungsartikeln und Bildern.
Ein Artikel im Freien Wort aus dem Mai 2002 macht mich neugierig. Ich schaue auf das Foto einer Suhler-Jugendtruppe die anlässlich des 40. Jahrestages der Städtepartnerschaft zwischen Suhl und Bègles in der Partnerstadt weilte. Über 50 junge Sportler aus unterschiedlichen Vereinen der Stadt erlebten vom 15.5-21.5 2002 ereignisreiche und spannende Tage. Höhepunkt war der gemeinsame Festabend zum damaligen 40-jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum. Neben den Sportlern haben Stadträte, Senioren sowie Schüler der Musikschule den Festakt feierlich begangen. Die damaligen Oberbürgermeister beider Städte bekräftigten die Fortsetzung und weitere Belebung der Städtepartnerschaft für die Zukunft - Grundlage für eine diesjährige 60- jährige Städtepartnerschaft. Im Blickpunkt des Austausches stand die Begegnung der jungen Menschen beider Länder und gemeinsame Aktionen zum Kennenlernen der Partnerregion und der Menschen. Herrliche unbeschwerte Tage auch für uns als Stadträte machten diese Tage unvergessen. Die Franzosen zeigten uns ihre Heimat, von einer gemeinsamen Stadtrallye in Bègles, Besichtigung der Kabeljau Fabrik und der vielen schönen Sportstätten. Natürlich stand auch Kultur auf dem Programm, ein Streifzug durch Bordeaux oder ein Konzert der mitgereisten Musikschüler in der Kirche von Mussonville. Eines der Highlights war sicher die Fahrt an den nahe gelegenen Atlantik mit dem Besuch der Düne von Pyla und Badeeinlage imAtlantik. An dem Abenden feierten wir alle zusammen, sangen internationale Lieder, französische und deutsche Gassenhauer, „ Sur le pont d´ Avignon“, die Songs der damaligen Zeit und auch Drafi Deutscher „ Marmor Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“! Nachdenklich machte mich aber der Besuch der deutschen Kriegsgräberstätte Berneuil, ein Friedhof für deutsche Kriegstote in Südwestfrankreich und ein Mahnmal für die Sinnlosigkeit der Weltkriege. Ich sehe, heute noch vor mir ein endloses Meer von weißer Kreuze. Unweigerlich wurde ich, wurden wir mit dem Schrecken und dem Grauen des Krieges konfrontiert. Hunderttausende französische und deutsche Soldaten starben in den zwei Weltkriegen einen sinnlosen Tod. Jedes Kreuz steht für unsägliches Leid. Es ist die Erinnerung an ein Meer des Grauens. Die unzähligen Kreuze haben mich den Schrecken der Kriege damals spüren lassen. Dieses Grauen der Kriege spüre ich und nehme ich schmerzlich heute wahr, wenn ich die furchtbaren Bilder aus der Ukraine sehe. Zugleich denke ich daran, wie der deutsch- französische Jugendaustausch, die gegenseitigen Besuche über all die Jahre, die Kraft der Versöhnung entfaltet und ein wunderbares Miteinander erlebbar macht. „ Jeder Krieg kennt nur Verlierer“ diese Worte gehen mir in diesen Tagen immer wieder durch den Kopf. Täglich frage ich mich, was wir angesichts dieses Grauens für den Frieden tun können. Und täglich bete ich: Gott, öffne du Wege und Türen für Verhandlungen, öffne Herzen und Gedanken für den Frieden.