28.04.2022
Besinnungswort zum 01.05.2022

von Jugendpfarrerin Anna Böck, Gemeinde Suhl

Pfrn. Anna Böck

Eigentlich

Als ich mich Ende letzten Jahres in den Kalender eintrug, diese Woche die Besinnung zu übernehmen, dachte ich eigentlich, ich werde berichten von der Sitzung des kirchlichen Landesparlaments, der „Landessynode“, die dieses Jahr das Gespräch der Generationen sucht und Jugendliche der Landeskirche eingeladen hat. Nun sitze ich hier, auf dieser Synode und weiß genau, dass das nicht die Andacht für die Zeitung werden kann.

Eigentlich hatte ich gehofft, in Suhl einmal für länger zu bleiben. Eigentlich habe ich mich wohl gefühlt und eigentlich habe ich Suhl richtig lieb gewonnen. Ich habe gerne in Suhl gelebt. Ich habe hier tolle, engagierte, lebensfrohe und begeisterte Menschen kennengelernt. Manche wurden zu Freunden. Nun haben sich Konstellationen ergeben, die mich beruflich nach NRW bringen. Eigentlich wollte ich immer Pfarrerin werden. Nun werde ich für einen Verlag arbeiten.

Es ist ein eigentümliches Wort, dieses „eigentlich“. Ein Adverb, dass am Ende alles relativiert, was man damit ausdrückt. Eigentlich deutet auf die Möglichkeit, die es am Ende doch nicht wurde. Ein Sachverhalt, der aber halt doch nicht wirklich stimmt.

Die Bibel kennt diesen Sachverhalt. Dass irgendwas in meinem Kopf stattfindet, was leider nicht wirklich Sachlage ist: „Das Herz des Menschen denkt sich seinen Weg, doch der HERR lenkt seinen Schritt.“ (Sprüche 16,9) Am Ende bestimmt Gott, was in meinem Leben passiert. Er leitet mein Handeln. Das könnte Angst machen. Freiheit ist das nicht! Ich fühle mich, wie eine Marionette, die von Gott an Fäden durchs Leben gezogen wird. Doch, wenn ich davon ausgehe, dass dieser Gott es unendlich gut mit mir meint, dann kann eine solche Aussage mir helfen, vertrauensvoll durchs Leben zu gehen. Wenn ich davon ausgehe, dass Gott in seinem Lenken sogar meine Freiheit mit einrechnet, dann kann ich mutig das angehen, was im Leben auf mich zukommt.

In diesem Vertrauen kam ich vor guten vier Jahren nach Suhl. Ich wurde nicht enttäuscht. 4,5 Jahre war ich hier. Das ist länger, als ich je nach meinem Abitur an einem Ort geblieben bin. Eigentlich eine lange Zeit. Vor allem eine gute Zeit, mit erfüllenden Begegnungen, viel Lachen, beeindruckenden Jugendlichen, bunten Aktionen und vielem, was ich lernen durfte. Danke dafür!