01.01.2022
Besinnungswort zum 02.01.2022

von Pfarrerin Catherine Heckert, Goldlauter- Heidersbach

Pfrn. Catherine Heckert
Pfrn. Catherine Heckert

„Das Jahr geht still zu Ende, nun sei auch still mein Herz. In Gottes treue Hände leg ich nun Freud und Schmerz und was dies Jahr umschlossen, was Gott der Herr nur weiß, die Tränen, die vergossen, die Wunden brennend heiß.“ So wird es in einigen Gottesdiensten wieder gesungen, am Ende dieses Jahres. Ein weiteres schwieriges Jahr liegt hinter uns, dabei hatten wir doch zu Beginn von 2021 alle gehofft, dass das kommende Jahr etwas einfacher würde. Doch viel hat es uns abverlangt: Wieder mussten wir Zeiten des Ausnahmezustands erleben: Geschlossene Schulen und Sportvereine, ausgefallene Feste, Online- Unterricht in Schulen und Universitäten bis hin zu Online- Gottesdiensten. Vieles wurde dennoch möglich gemacht, vieles hat uns aber auch gefehlt. Vor allem das, was Spaß macht, musste oft wegfallen. Und die wirklichen Begegnungen zwischen den Menschen lassen sich nicht durch Telefonate und Online- Begegnungen ersetzen, auch wenn sie besser sind als nichts sind.

Viele Menschen sind erkrankt, viele wurden auch wieder gesund. Aber mehr, als wir in unserem persönlichen Leben wahrnehmen, haben mit Folgeschäden zu kämpfen. Und etliche Menschen sind vor ihrer Zeit verstorben, weil sie geglaubt haben, es geht auch ohne Impfung. Nun sind sie nicht mehr da, hinterlassen Ehepartner, Kinder, Mütter, Väter, die um sie trauern.  

Die Pandemie führt zu zahlreichen Arbeitsausfällen und dementsprechend Überbelastungen derer, die noch tätig sein können- besonders in Pflegeheimen und Krankenhäusern.

Und mit Sorge sehe ich auf die sich spaltende Gesellschaft. Sie spaltet sich nicht nur in zwei Teile, sondern es kommt zu einem Überindividualismus, der viele vereinzelt zurücklässt. Wir sind oft nicht mehr beieinander. Meinungsverschiedenheiten können nicht mehr sachlich besprochen werden, wir sprechen nicht mehr die gleiche Sprache.

Doch auch in diesem so unstimmigen Jahr habe ich sehr viel Anrührendes erlebt, habe gesehen, wieviel Menschen bereit sind zu geben von ihrer Kraft und Zeit, wie sie oft genug doch Augen füreinander haben, wie sie im Gebet verbunden bleiben.

Wie gut, dass wir dieses Jahr nun in Gottes Hände zurückgeben können- alles Belastende, doch auch alle Freude, die uns immer wieder aufleben ließ. Gott war überall dabei- in den schlimmsten Nöten genauso wie in den Freudentränen, die wir geweint haben.

Im neuen Jahr wird nicht alles anders, aber es wird wieder Gottes Jahr sein, wo er unsere Wege mitgeht, uns führt, uns leitet und berät. Hören wir auf seine Stimme, suchen wir ihn, dann werden wir ihn finden. In der Jahreslosung für das kommenden Jahr kommt Jesus Christus selbst uns entgegen: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, spricht Jesus nach der Überlieferung des Johannesevangeliums (Johannes 6,37). Irgendwo wurden wir alle in unserem Leben schon einmal abgewiesen, das ist eine schmerzliche Erfahrung. Diesen Schmerz müssen wir nicht erleben, wenn wir zu Jesus Christus kommen. Er wird uns nicht abweisen, sondern er wird uns willkommen heißen. Er wird uns aufnehmen und uns mit allem versorgen, was wir als bedürftige Menschen brauchen. Bei ihm ist jeder von uns willkommen, egal, welche Rolle wir in dieser Welt spielen, ob wir angesehen oder übersehen sind, ob wir Erfolg haben oder nicht, egal, wo wir herstammen, egal wie alt wir sind. Wir wissen nicht, was das nächste Jahr 2022 uns bringen wird, doch wir dürfen wissen: Gott wartet auf uns, machen wir uns zu ihm auf den Weg.

Ich wünsche Ihnen ein gutes, ein gesegneten Jahr 2022!