24.04.2022
Besinnungswort zum 24.04.2022

von Marlis Schmidt Evangelische Kirchengemeinde Suhl

Marlis Schmidt

Das Leben immer wieder neu leben können

Von Marlis Schmidt, Evangelische Kirchengemeinde Suhl

Das Osterfest liegt hinter uns. Die Osterkerze, der Frühlingsstrauß, das Halleluja der Osterlieder

klingen noch nach. Der morgige erste Sonntag nach Ostern steht noch ganz im Zeichen des Osterlichts und möchte mit seinem Namen“Quasimodogeniti“=wie eine „Neugeburt „ Hoffnung und Zuversicht schenken. Wer das mit Ostern geschenkte neue Leben quasi für sich glaubend annehmen kann, der dürfte sich in der Tat wie „neu geboren“ fühlen.  .Mit der Frische und Neugierde der“ neugeborenen Kindlein“ den Mut zu einem neuen Anfang finden.

Wie kann das in der heutigen Zeit gelingen,wo Pandemie und Krieg unsere Sicherheit bedrohen?

Wenn uns Existenzsorgen belasten ,wir uns ausgelaugt und ohnmächtig angesichts der Krisen

fühlen. Wir sehnen uns nach Hoffnung und Begleitung. Mir helfen hier die Worte des Propheten 

Jesaja, mit denen er die verzweifelten,lange im babylonischen Exil lebenden Israeliten an das

Handeln Gottes erinnert: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht.“(Jesaja 40,26) . Seht die Wunder

der Natur. Der unendliche Sternenhimmel oder die Weite des Meeres künden damals wie heute von der Größe und Treue des Schöpfergottes und wir als seine Geschöpfe sind mittendrin. Wie es in einem Kinderlied heißt: „Kennt auch dich und hat dich lieb“ oder „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ künden von seiner Verlässlichkeit..Daran festzuhalten,lässt uns einen anderen Blick auf die Dinge haben.  Da entdecke ich jeden Tag soviel Bestaunenswertes. Da bewundere ich die vielen Blüten,die sich an den Bäumen öffnen.Da staune ich über den blauen Himmel,über das morgendliche Konzert der Vögel. Oder ich entdecke die Artenvielfalt auf einer Wiese. Das macht mich froh und dankbar ,das trotz allem, solche schönen Dinge mir geschenkt werden. Und wenn ich noch mehr Weitblick gewinne, dann kommen mir die Erzählungen meiner Großeltern und Eltern

in den Sinn,die Staunenswertes zu berichten hatten über Bewahrung im Krieg, über Dinge ,die sich

gut gefügt haben  und über manchen Schutz bei schwierigen Aufgaben und den Mut und die Kraft sich an Neues, Unbekanntes zu wagen, zurück ins Leben zu gehen- Etwas aufzubauen. Mit dem

Gottvertrauen aus allen Dingen das Beste zu machen ,einander beizustehen und die Wichtigkeit jedes Einzelnen zu spüren., um hoffnungsvoll den nächsten Schritt zu tun.

Sind wir nicht gerade in der Pandemie,trotz Abstand ,näher zusammen gerückt durch gegenseitige Achtsamkeit in Form von Anrufen, E-Mails, kleinen Hilfeleistungen und der Tatsache, dass wir

uns dadurch gegenseitig Mut machen.? Wir erleben Menschen, die mit großem Einsatz und Liebe ihren Beruf ausüben,ob im Gesundheitswesen ,als Betreuer oder Verkäuferin auch in diesen Zeiten.

Ich höre von jungen Menschen, die wegen der älteren Generation wieder zurück kehren in ihre Heimat., weil der Zusammenhalt der Familie Geborgenheit gibt. Oder wenn Menschen den Mut haben, ihr verstecktes Talent zum Beruf zu.machen. . Welch Lichtblick. Hoffnungsvoll, wenn Menschen gegen ihre Ohnmacht den Flüchtenden helfen und im Gebet ihre Hilflosigkeit vorbringen. Es macht mir Mut, wenn viele Prominente, wie die Theologin Margot Käßmann, der Liedermacher Konstantin Wecker..eine breite gesellschaftliche Debatte zum aktuellen politischen Kurswechsel fordern. Auch in der Klimakrise gibt es hoffnungsvolle kleine Schritte. Wenn zum Beispiel eine Lehrerin in den USA in einem Armenviertel Grasflächen umwandelt in Gemüseflächen, um das Bewusstsein für gesunde regionale Ernährung zu wecken, dann können die Menschen selbst Hand anlegen und ihr Leben verbessern. Ich bin überzeugt,dass solche Lichtblicke

so ein Aufblicken, Kraft und Durchhaltevermögen schenkt. Jeden Tag mit meinem Tun positive

Signale zu geben und so österliche Hoffnung zu verbreiten. Sich selbst hier und jetzt was Gutes zu tun, den Augenblick zu schätzen und zu genießen und die erlebte  Freude weiterzugeben.

„ Jeder Tag ist ein Geschenk, ein Glücksfall. Selbst wenn nicht jeder Tag gut ist- es gibt doch jeden Tag etwas Gutes, das ich aufhebe in meiner Erinnerung. Das Licht des frühen Morgens. Das Frühstück,das ich genieße. Die Anwesenheit von Menschen, die mir zugeneigt sind. Eine Musik, die mich glücklich macht. Jeden Tag eine frische Brise Rückenwind!“( Pfarrer Klaus Nagorni)

Sich so ein bisschen wie „neu geboren“ fühlen oder „Auf(er)stehen“ mitten am Tage, wie es Marie-Luise Kaschnitz beschreibt, zu neuen Lebensperspektiven  aufbrechen. Möge es uns geschenkt werden!