29.07.2021
Besinnungsworte zum 01.August 2021
Besinnungswort von Pastorin Kerstin Gommel, Suhl
Die Geschichte spielt vor ungefähr zweieinhalb tausend Jahren. Aber irgendwie gleichen sich die Menschen doch immer wieder. Das Land hatte lange wüst gelegen. Die Mauern der Stadt waren eingefallen und Bäume wuchsen aus den Ritzen. Denn die Menschen des Landes waren von fremden Herrschern ins Exil verschleppt worden. Zwei Generationen später endlich kam die Erlösung. Die Verschleppten durften in die Heimat zurück. Sie bekamen ihre Rechte wieder. Das Leben konnte wieder losgehen. Und bei vielen war der Eifer groß. Auf und in die Hände gespuckt, wir packen das an! Wir kurbeln die Wirtschaft wieder an! Wir bauen das alles hier wieder auf! Das hier werden wieder blühende Landschaften, ihr werdet sehen!
Inmitten der Stimmen gab es allerdings auch eine kleine schräge dazwischen, die sagte: All euer Tun und Machen ist ja schön und gut. Aber vergesst nicht das Wichtigste! Ein Land, in dem es sich zu leben lohnt, muss ein menschliches Land sein. Ohne das ist alles nichts nütze. Ihr wollt ein florierendes Land? Dann vergesst nicht: Es wird euch nur dann gut gehen, wenn es auch den Schwachen bei euch gut geht. Es wird euch nur dann wohl ergehen, wenn es auch den Fremden bei euch wohl ergeht. Nur ein solches Land ist es wert, dass man Kraft hineinsteckt. Dann liegt aber auch eine große Verheißung über dem Land.
Diese schräge, kleine Stimme war ein Prophet namens Jesaja und er hat gesagt – vor ungefähr zweieinhalb tausend Jahren: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und du sollst heißen: ‚Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne‘.“ (Jesaja 58,7-12)