09.12.2021
Besinnungswort zum 3.Advent
von Almut Ehrhardt, Leiterin Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus "Die Insel", Suhl
Maria, die Mutter Jesu, von ihr stammt der Lobgesang, das Magnificat, am Anfang des Lukasevangeliums. Dieser Lobgesang enthält große und tröstende Worte, die meines Erachtens gut in unsere so unruhige Zeit und Welt passen: Maria, eine einfache und noch sehr junge Frau, spricht große Worte, sie lobt Gott aus vollem Herzen, obwohl sie, objektiv gesehen, in einer äußerst schwierigen Situation ist. Maria sagt: „Er (Gott, der Herr) hat Großes an mir getan“. Das sagt eine Frau, die verlobt und schwanger ist. Sie sagt es zu einer Zeit, in der Frauen gesteinigt werden, wenn sie bei Unzucht erwischt werden (wohl gemerkt, nur die Frauen werden gesteinigt!), in einer Zeit, in der es eine Schande ist, vor der Ehe schwanger zu sein, sie weiß noch nicht einmal, ob Josef zu ihr stehen und sie heiraten wird. Sie sagt diese Worte noch ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft, sie weiß noch nicht, dass sie hochschwanger mit Josef zu Fuß von Nazareth nach Bethlehem wandern muss, um dort in einem Stall ein Kind zur Welt zu bringen, ohne Hebamme oder Arzt, nicht unter sterilen Bedingungen, sondern nur gewärmt vom Atem eines Ochsen und eines Esels. Sie sagt diese Worte, weil sie in diesem Moment glücklich ist! Woher nimmt sie diese Zuversicht? Ganz genau weiß ich es natürlich auch nicht, aber ich denke, zwei Gefühle spielen dabei eine große Rolle: Vertrauen und Demut. Maria weiß, dass man Gott nicht berechnen, kalkulieren oder vorherbestimmen, aber dass man ihm vertrauen kann. Maria gehört zum Volk Israel. Sie kennt alle Geschichten, von der Erschaffung der Welt über den Auszug aus Ägypten bis zum Ende der Babylonischen Gefangenschaft. Die Psalmen kann sie vermutlich alle auswendig beten. Sie hat aus all diesen Geschichten erfahren, dass sie Gott vertrauen kann. Demut, wer kennt dieses altmodische Wort heute noch? Maria sagt ganz schlicht zu Gott: „Mir geschehe wie du gesagt“. Ohne jedes WENN und ABER sagt sie das! Demut hat nichts mit Intellekt zu tun, sondern damit, sich hinzugeben, selbst zurück zu stehen, sich einer Aufgabe unterzuordnen. Ist in unserer heutigen Zeit noch Platz für Demut? Vertrauen zu haben und demütig zu sein, das können wir von Maria lernen, von dieser einfachen jungen Frau, die sich selbst als Magd Gottes bezeichnet. Und das ist es, was ich Ihnen gerne in die kommende Adventswoche mitgeben möchte, diese Sanftheit und dieses Gottvertrauen der Maria, die spürt, dass alles gut werden wird. Auch wenn wir im Moment verzweifeln wollen, auch wenn uns die Angst die Luft zum Atmen nehmen will. Wenn wir beginnen, Demut zu lernen, werden wir akzeptieren lernen, auch einmal zurück zu stehen mit unseren Wünschen und unseren Plänen, auch mit unserem Ego. So wie Maria, die zu Gott sagt: „Mir geschehe wie du gesagt hast“. Ich möchte auf Maria hören, die sich von Gott alle ihre Pläne durchkreuzen lässt und dem Retter der Welt das Leben schenkt.