15.10.2021
Besinnungswort zum 17.Oktober 2021

von Marlis Schmidt Evangelische Kirchengemeinde Suhl

Marlis Schmidt

Dankbarkeit hilft

Dazu fand ich folgende Geschichte.Eine schöne skandinavische Sitte ist es, dass die Menschen ,die einen Abend miteinander verbringen,sich am nächsten Morgen dafür Dank sagen. Dank für dasTeilen von Brot und Salz,für das Mitteilen von Empfindungen und Gedanken und die dadurch verschaffte Freude. Hinter dieser Gepflogenheit verbirgt sich zugleich ein zutiefst menschlicherSinn. Jeder,der auf diese Weise bedankt wird,sieht sich vor die Frage gestellt: Gab ich denn etwasBedankenswertes?  Übersehen wir nicht oft in der Hektik des Alltags oder in der Macht der Gewohnheit  die vielen Dinge,wofür wir dankbar sein können?

„ Wer danken gelernt hat,der ist gesund geworden“,so schreibt Friedrich von Bodelschwingh

Studien zeigen, dass dankbare Menschen zufriedener und gesünder leben. Denn Danken kommt vom Denken. Was sind meine Werte, in wessen Spuren gehe ich? Von welchem Segen lebe ich?  Umgibt mich nicht jeden Tag eine Fülle von Dingen und Begegnungen,die mein Leben reich machen? Zum einen sind es die Dinge,die lautlos passieren,von der großen Treue unseres Schöpfers künden und Grund zum Danken sind: die Luft zum Atmen,sauberes Wasser, den Wechsel der Jahreszeiten... Da ist auch der Gruß meiner Nachbarin,das freundliche Wort, der wohltuende Spaziergang,der Beruf,der mir Bestätigung  und Auskommen gibt, die Familie oder Freunde, die Geborgenheit schenken,das Dach über dem Kopf. Da sind auch die Gewerke,die mit Nachhaltigkeit und Kreativität unsere Ernährungsgrundlage sichern. Beim Bewusstmachen der Fülle in meinem Leben geraten die Defizite in den Hintergrund .Dankbarkeit kann man üben,indem man aufschreibt, wofür ich dankbar sein kann. Da  werden Mängel und Sorgen kleiner.

Gerade im Alter den Fokus auf die Dinge zu richten,die noch gehen und mir meine Selbstbestimmtheit und Lebensfreude so erhalten.Das eröffnet mir Wege aus meiner Einsamkeit und  hilft mir,offen zu sein für Neues und in jeder Lebensphase  nach einem guten Aspekt Ausschau zu halten. Denn Dankbarkeit braucht ein Gegenüber,das erinnert,wie jeder mit seinen Talenten das Leben positiv verändern kann. Jeder ist anders gesegnet und die Vielfalt macht unser Miteinander reich und dankbar. Wenn Menschen anderen wieder mehr Lebensmut und Wertschätzung geben können und das Gebrauchtsein so viel zurück gibt und  wieder bewusster leben lässt.  Oder wenn  Menschen sich mit ihren Lebens-und Glaubenserfahrungen in Selbsthilfegruppen einsetzen, um zu motivieren, etwas aus dem Leben zu machen. Die Betroffenen lernen vielleicht Dinge loszulassen und  das zu finden,wofür man brennt, um an den Schwierigkeiten sich weiter zu entwickeln . Ich denke an die Paralympiker, die in Tokio solche enormen Leistungen vollbracht haben und ihre Behinderung angenommen ,das Unmögliche erreicht haben und dankbare und glückliche Menschen sind. Anderen zum Vorbild werden. Wie wichtig sind dabei die Trainer,die Familie,die sie ermutigt,bestätigt und an sie geglaubt haben .

  Der Schriftsteller Phil Bosmans schreibt:“Das Gedächtnis des Herzens heißt Dankbarkeit. Danken heißt erkennen,was dir Gutes getan wird“.Jeder kennt Menschen,denen er viel zu verdanken hat,ohne die er nicht das geworden wäre,was er heute ist.Die tiefe Beziehung und die Dankbarkeit zu diesen Menschen kann unser Leben positiv verwandeln,indem es Schätze in uns freilegt. Auch in meinem Umfeld immer mal Danke sagen,kann durch die entgegen gebrachte Wertschätzung mehr Bestätigung und Zufriedenheit in beider Leben bringen.

Das „Gott sei Dank“,das wir manchmal aussprechen ,soll uns immer wieder zu dem führen,der uns das Leben geschenkt hat,mit uns unterwegs ist in Freude und Leid und letztlich alles zum Besten wenden will. Das  bekannte Gebet aus der Bibel:“Danket dem Herrn,denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“(Psalm 106,1)will mir auch den unendlichen Zuspruch Gottes zeigen  So kann ich auch die Schattenseiten in meinem Leben akzeptieren und meinen Frieden damit machen,auch das Schwere dankbar anzunehmen,daraus zu wachsen und Hoffnung verbreiten.

Dankbarkeit im Alltag zu etablieren setzt also Kräfte frei,die unser Miteinander fröhlicher und achtsamer gestalten können. Unser Leben wird beziehungsreicher und wir dürfen als „überreich Beschenkte“jeden Tag aufs Neue das Leben feiern.