12.04.2024
Besinnungswort zum 14.04.2024
Von Almut Ehrhardt
Der kommende Sonntag trägt den wunderschönen Namen Misericordias Domini, zu Deutsch die Gnadentaten des Herren. Sie kennen den Sonntag vielleicht unter dem Namen Hirtensonntag, denn das Bild des guten Hirten prägt den 2. Sonntag nach Ostern. Der gute Hirte! Ich denke, wir haben bei diesen Worten alle ein Bild vor unserem geistigen Auge, vertraut und sympathisch. Es kann ein Gemälde sein, die Erinnerung an eine wunderschöne Wanderung oder an einen TaufKonfirmations- oder Trauspruch. Warum ist das so? Vielleicht weil dieses Bild an Träume rührt, Träume von Bewahrung und Gewissheit, Klarheit und Harmonie, Nähe, Geborgenheit undSicherheit. Der gute Hirte ist ein Urbild des Menschlichen, es ist einfach da, tief in uns. Jesus nimmt es auf und verknüpft es mit seiner eigenen, von Gott gewollten Geschichte, zu unserem Segen : „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“ (Joh.10, 14) Ein guter Hirte ist der, der alles, bis hin zum eigenen Leben, daran setzt, damit die, für die er da ist, sicher sind. Diese Botschaft Jesu widerspricht vielem, was wir in unserer Zeit heute erleben: Egoismus, Ellenbogengesellschaft, Verrohung im Umgang miteinander, Anonymisierung der an den Rand gedrängten Menschen, Gleichgültigkeit angesichts fremden Leides und die Arroganz der Reichen und Besserwisser. Jesus kennt uns, wir liegen ihm am Herzen, wir sind in seinen Augen keine Akte. Wir sind für ihn Menschen mit Gefühlen, einer Geschichte und einem eigenen Willen. Er weiß was wir brauchen. Wir können ihm vertrauen und uns sicher sein, er meint es gut mit uns. Er wird uns nicht in die Irre führen oder im Stich lassen. Ich möchte Ihnen dazu eine kurze Geschichte erzählen: Ein junger Mann kommt an einem Feld mit einer Schafherde vorbei. Er parkt seinen teuren Sportwagen am Straßenrand, steigt aus, geht auf den Hirten zu und sagt: „Wenn ich dir innerhalb der nächsten 5 Minuten sage, wie viele Schafe du hast, bekomme ich dann eines ?“ Der Schäfer sieht den Mann ruhig an, dann wirft er einen Blick auf seine Herde und sagt: „In Ordnung“. Der junge Mann holt sein Notebook, verkabelt es mit dem Handy, surft im Internet, scannt die Umgebung, druckt mit seinem High-Tech-Mini-Printer ein 50-seitiges Gutachten aus und wendet sich ganz stolz an den Schäfer: „Sie haben genau 1.586 Schafe!“ Der Schäfer antwortet gelassen: „Das ist richtig. Sie können sich ein Schaf holen.“ Der junge Mann geht auf die Herde zu, schnappt sich ein Tier und setzt es in seinen Kofferraum. Der Schäfer schaut ihm zu und fragt: „Wenn ich Ihren Beruf errate, bekomme ich dann mein Schaf zurück?“ Der junge Mann sagt ohne nachzudenken: „Ja, klar“. Der Schäfer sieht dem jungen Mann tief in die Augen: „Sie sind Unternehmensberater.“ Der junge Mann ist total verblüfft und antwortet: „Das ist richtig. Woher wissen Sie das?“ „Ganz einfach,“ sagt der Hirte, „Sie sind hier erschienen, ohne dass ich Sie gerufen habe, zweitens erzählen Sie mir Dinge, die ich sowieso schon weiß, drittens wollen Sie dafür ein Honorar und viertens haben Sie keine Ahnung von meinem Geschäft. Und jetzt bringen Sie bitte meinen Hund aus Ihrem Kofferraum wieder her zu mir.“ Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Hirtensonntag.