10.03.2022
Besinnungswort zum 13.03.2022
von Almut Ehrhardt, Leiterin Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus "Die Insel", Suhl
Als ich noch ein Kind war, haben mich andere Kinder mitunter verspottet mit den Worten: „Du glaubst an Gott? Zeig ihn uns doch mal, deinen Gott!“ Zum Glück hatte ich einen Vater, der sich die Zeit nahm, um mit mir über solche Fragen zu reden. Es gibt so viele Dinge, die wir nicht sehen und an denen wir nicht zweifeln. Heute kann ich aus meiner Erfahrung heraus über meinen Glauben an Gott reden. Weil ich gute Erfahrungen mit Gott gemacht habe. Im Hebräerbrief liest sich das so: Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. (Hebr.11,1) Wo finden wir denn nun Gott? Ich glaube, wir finden Gott überall da, wo er ins Herz eines Menschen eingelassen wird. Diese Menschen, die Gott in sich tragen, strahlen das auch aus. Mit Hingabe können sie sich einer Aufgabe zum Wohl anderer Menschen oder zur Erhaltung von Gottes Schöpfung widmen, ohne zu fragen, was es ihnen bringt, ob es ihnen vergolten wird. Sie tun einfach das, was gerade notwendig ist. Das kann in allen Bereichen des Lebens sein, in der Begegnung mit anderen Menschen, in der Kunst, in Politik oder Wissenschaft, im Handwerk, einfach überall. Diese Menschen finden ihre Aufgaben, sie sehen „mit dem Herzen“ was notwendig ist in jedem Augenblick. Sie gehen mit offenen Sinnen durch die Welt. Wir können Gott nicht in einem Kirchengebäude finden, aber sehr wohl seine Spuren, die Menschen beim Bau des Gebäudes hinterlassen haben, wir können Gott in der Musik erspüren, weil Komponisten es verstanden haben, ihren Glauben in Töne zu fassen. Gott in der Natur zu finden, fällt vielen Menschen leicht, ist sie doch die genialste Ideensammlung der Welt! Denken Sie jetzt, dass wir Gott in Kriegszeiten wohl kaum finden werden? Öffnen Sie ihr Herz, sie werden ihn finden: In den Menschen, die ihre Hände falten und für Frieden beten, die singen, zu Friedensdemonstrationen gehen, eine Kerze anzünden und ins Fenster stellen, die einen Hilfskonvoi auf den Weg bringen, Suppe für flüchtende Menschen kochen und oft bis an ihre Belastungsgrenze gehen um zu helfen. Überall da finden wir Gott. Unser Glaube ist die Zuversicht darauf, dass Gottes Liebe sehr stark in uns Menschen ist. Mich hat vor vielen Jahren ein Bild berührt: Auf einer Demonstration standen sich schwer bewaffnete Soldaten und demonstrierende Menschen gegenüber. Eine Frau hatte sich aus der Reihe der Demonstranten gelöst und gab einem Soldaten eine Rose. Mich hat der Mut dieser Frau tief beeindruckt. Mut kann ansteckend sein. Und: Veränderungen in der Welt fangen oft mit Träumen an. Martin Luther King hatte einen Traum, John Lennon träumte. Auch ich träume: Die Menschen halten in ihren Händen Blumen statt Waffen. Dafür werde ich heute und morgen beten, so lange, bis die Waffen in Europa und überall auf der Welt schweigen. Ich zweifele nicht an der Kraft dieses Gebetes. Amen.