10.02.2023
Besinnungswort zum 12.02.2023
von Almut Ehrhardt
Haben Sprichwörter in ihrer Kindheit auch eine große Rolle gespielt? Der Schatz meiner Großmutter an Sprichwörtern war schier unerschöpflich. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen… der frühe Vogel fängt den Wurm… ohne Fleiß kein Preis… nur wer etwas leistet, kann sich etwas leisten…“ Sie alle haben eines gemeinsam: Es geht darum, den Tag nicht zu verbummeln, sondern fleißig zu sein, etwas zu schaffen.
In der Bibel steht: Sprüche 13,4: „Der Faule begehrt und kriegt's doch nicht; aber die Fleißigen kriegen genug.“ Fleiß gilt als Tugend und wird überall gelobt. Faulheit hingegen verachtet man im Allgemeinen. Aber woran erkennt man Fleiß und Faulheit? Denn bei näherem Hinsehen, entpuppt sich manchmal ein Emsiger als Nichtstuer. Ich habe schon Menschen erlebt, die ständig hin und her gelaufen sind, immer etwas in der Hand, aber es kam nichts zustande. Und viele Menschen die gerade ihre Hände still halten, denken nach, man sieht nicht gleich, was sie tun, aber es entsteht vielleicht in ihrem Kopf gerade etwas ganz Wunderbares!
Um dieses Thema geht es auch in einer sehr schönen Geschichte, die für Kinder geschrieben wurde, aber auch Erwachsenen gefällt: „Die Feldmaus Frederik“
Rund um die Wiese herum, wo Tiere grasen, steht eine alte Steinmauer. In dieser Mauer, wohnt eine Familie Feldmäuse. Weil es bald Winter wird, beginnen sie Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln. Alle Mäuse arbeiten Tag und Nacht. Alle, bis auf die Maus Frederick. „Frederick, warum arbeitest du nicht?“ fragen die anderen. „Ich arbeite doch“, sagt Frederick, „ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.“ Ein andermal fragen sie: „Und nun, Frederick, wir sind alle am Arbeiten, was machst du jetzt?“ „Ich sammle Farben, denn der Winter ist lang und grau.“ Und einmal sieht es so aus, als sei Frederick eingeschlafen, während die anderen hart schuften. „Träumst du, Frederick?“ fragen die Mäuse vorwurfsvoll. „Aber nein“, sagt er, „ich sammle Wörter. Es gibt lange, dunkle Wintertage und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.“ Als nun der Winter kommt und der erste Schnee fällt, ziehen sich die kleinen Feldmäuse in ihr Versteck zurück. In der ersten Zeit gibt es noch viel zu essen, und die Mäuse erzählen sich allerlei Geschichten. Da ist die Mäusefamilie glücklich! Aber nach und nach sind die Vorräte aufgeknabbert. Es ist auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer und keiner will mehr sprechen. Da fällt ihnen plötzlich Frederick ein, wie er von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. „Frederick!“ rufen sie, „was machen deine Vorräte?“ „Macht die Augen zu“, sagt Frederick „Jetzt schicke ich euch Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm, schön und golden?“ Und während Frederick so von der Sonne erzählt, wird den Mäusen schon viel wärmer. Ob das Fredericks Stimme macht? „Und was ist mit den Farben, Frederick?“ fragen sie aufgeregt. „Macht wieder eure Augen zu“, sagt Frederick. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählt, da sehen sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen. „Und die Wörter, Frederick?“ Frederick räuspert sich: „Wer streut die Schneeflocken, wer schmilzt das Eis? Wer macht
lautes Wetter, wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag, wer zündet die Mondlampe an? Vier kleine Feldmäuse, wie du und ich, wohnen im Himmel und denken an dich. Die erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen. Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln braucht die Wintermaus, für ihre kalten Füße. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.“ Als Frederick aufgehört hat, klatschen alle fröhlich, lachen und rufen: „Frederick, du bist ja ein Dichter! “ Frederick wird rot, verbeugt sich und sagt bescheiden: „Ich weiß es, ihr lieben Mäusegesichter.“
Man erkennt Fleiß nicht immer daran, dass Jemand immer in Bewegung ist, sondern am Ergebnis. Ein Gebet, ein gutes Wort, ein Händedruck, der Mut macht, eine Ansichtskarte aus dem Urlaub, ein Lächeln: das alles sind Werke die genauso zählen, wie ein handwerklich gefertigtes Produkt. Und die gute Nachricht ist: Gott verlangt keine Qualifikation, keine Ausbildung. Man braucht ein gutes Herz und den Willen, etwas Gutes zu erreichen. Das zählt. Amen.