07.07.2023
Besinnungswort zum 09.07.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Noch habe ich das Rauschen im Ohr, das Rauschen des Meeres. Weiße Schaumkronen schmücken die Wellen, die ans Ufer rollen. Unser Hund kennt das Meer noch nicht, er springt hinein, möchte saufen und schreckt zurück. Verdattert schaut er mich an und schüttelt sich: das Wasser ist ja ungenießbar. Er hat wieder etwas gelernt: Wasser ist nicht gleich Wasser, und Meerwasser schmeckt nicht. Kaum etwas ist so ambivalent wie Wasser. Die Gewalt des Wassers kann auf der einen Seite zerstörerisch sein. Als wir vorgestern am Deich entlang wanderten, fiel mir der Schimmelreiter von Theodor Storm ein. Hauke Haien gewinnt den Kampf gegen diese Gewalt nicht und kommt im Sturm ums Leben. Wie gewaltig Stürme an der Nordsee wüten können, haben wir gestern selbst erlebt: aufgepeitschte Wellen donnern ans Ufer. Da kann man Angst bekommen. Auf der anderen Seite gibt es ohne Wasser kein Leben, eine Gurke besteht zu über 95 Prozent aus Wasser, der menschliche Körper immerhin noch über die Hälfte. Ein Mensch sollte je nach Alter, Größe und Tätigkeit zwischen 1,5 und 2 Litern Wasser am Tag trinken. Und wenn man Durst verspürt, ist es schon recht spät. Aber es gibt auch noch einen anderen Durst: Den Durst der Seele. In Psalm 63,2 schreibt der Beter: „Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir.“ So wie es dem Körper schlecht geht, wenn wir zu wenig trinken, so leidet die Seele, wenn sie keine Hoffnung, keine Liebe oder kein Vertrauen hat. Ein Trauerfall, Arbeitslosigkeit, Stress im Beruf oder ein Streit können Seelendurst hervorrufen. Der Beter in Psalm 63 weiß, woher Trost kommt. Er weiß, dass Gott ihn auf seiner Durststrecke nicht im Stich lässt. Gottes Wort erfrischt ihn wie gutes Quellwasser einen durstigen Wanderer. Im Neuen Testament greift Jesus das Bild des erfrischenden Wassers auch auf: „… wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.” (Johannes 4:11,13,14.) Das bedeutet nicht, dass es in unserem Leben keine Stürme oder Durststrecken mehr geben wird, aber so wie die Deiche an der Nordsee die Zerstörungskraft des Wassers bremsen können, so bewahren uns Gottes Wort und sein Segen vor Trostlosigkeit in unserer Seele. Wenn Sie im Urlaub in den nächsten Wochen an einem Wasser vorbei kommen, egal ob es ein Bach, ein See oder das Meer ist, halten Sie einen Moment inne und genießen Sie einen kühlen Schluck oder ein erfrischendes Bad. Und tun Sie Ihrer Seele etwas Gutes. Vielleicht entdecken Sie auf einem Ihrer Wege wie erfrischend das lebendige Wasser Gottes ist. Reisen Sie mit Gottes Segen.