03.02.2021
Besinnungswort zum 07. Februar 2021
von Pfarrerin Catherine Heckert, Gemeinde Goldlauter-Heidersbach
Am Anfang diesen Jahres musste ich meinen Vater hergeben. Sechsundachtzig Jahre alt war er, ein gutes Alter, sagen manche. Doch nicht gut waren die Umstände seines Todes: Seit September war er pflegebedürftig, immer wieder stürzte er, dadurch brach er sich die Wirbelsäule. Im Krankenhaus konnte er erfolgreich operiert werden. Er hatte alles gut überstanden, es ging eindeutig aufwärts. Doch dann die Diagnose: Covid 19 positiv. Zwei Wochen später verstarb er. Er ist einer von vielen, die unter ähnlichen Umständen starben, infiziert in Pflegeheimen und Krankenhäusern, die letzten Lebenswochen meist ohne Besuch von ihren Angehörigen. Die Angehörigen tragen schwer an dieser Situation. Sie verlieren nicht nur einen Menschen, der ihnen nahestand‐ ihren Ehegatten, ein Elternteil oder Geschwister, vielleicht sogar ein Kind‐ sie konnten auch nicht in der Weise für diesen Menschen da sein, wie sie es gewollt hätten und wie der Sterbende es sicher auch gebraucht hätte. Doch ich erlebe und erfahre auch immer wieder aufs Neue, wie sehr sich die Mitarbeitenden der Krankenhäuser und Pflegeheime aufopfern, wie sie möglich machen, was nur irgendwie geht, um es den Bewohnern und Patienten leichter zu machen, obwohl sie ja gegenwärtig auch noch unterbesetzt arbeiten müssen. Eine erkrankte Bewohnerin erzählte mir am Telefon, wie sie ihren Mitarbeiterinnen Danke gesagt hat, indem sie zu ihnen sagte: „Ihr macht das so gut mit mir, ich bin froh, dass es euch gibt.“ Ja, nur so kann es gehen, nur so können wir diese schwere Zeit gemeinsam bestehen, indem wir uns gegenseitig stärken, das anerkennen, was der andere für uns und andere tut, indem wir das Danken nicht vergessen. Und indem wir beten, dafür, dass allen, die unsere Alten und Kranken betreuen, nie die Kraft ausgeht, dass sie immer wieder neue Energie bekommen und neue Hoffnung; und beten dafür, dass unser Gott den Kranken und Sterbenden ganz nahe ist, sie nicht allein lässt und ihnen aufhilft in ihrer Schwachheit. Möge uns in diesen schweren Tagen das Mitgefühl nicht ausgehen.
Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! (Römer 12,15)
Statt uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, was eben doch auch schiefgelaufen ist oder jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, ist Mitfühlen und Mitdenken angesagt und, wo möglich, gemeinsames Handeln. Dort, wo wir das so leben werden, wird Gott uns ganz nahe sein, denn Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott ihn ihm. (1.Johannes 4,16). Gott gebe uns in diesen Tagen reichlich von der Kraft und der Klarheit seiner Liebe. Sein Segen schütze uns bei allem, was auf uns zukommt.