04.08.2022
Besinnungswort zum 07.08.2022
von Almut Ehrhardt
Was erwarten Sie von Kirche? Was bedeutet Kirche für Sie? Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der es von der Regierung nicht gerne gesehen war, wenn jemand sich zur Kirche bekannt hat. Es gehörte Mut dazu, Kirchenmitglied zu sein, aber man vertraute darauf, dass Gott eine Zukunft für Kirche hat. Heute ist das anders, Gott sei Dank! Heute muss man keinen Karriereknick mehr befürchten, wenn man sich in der Kirche engagiert. Das ist auch gut so! Leider ist dadurch ein Teil des Gottvertrauens verloren gegangen. Bei Kirche wird an vielen Stellen nicht mehr vertraut, sondern nur noch gerechnet: Lohnt sich dieses oder jenes, beispielsweise sich eine Tafel zu leisten? Und es gibt Menschen, die Kirche nur als Dienstleister sehen z.B. für die kirchliche Hochzeit, weil das ja so schön ist mit der Orgel und den Fotos und so…
20 Jahre habe ich das Fach Religion unterrichtet und in der 9. oder 10. Klasse ging es immer um das Thema „Kirche“. Am Anfang stand die Begriffsklärung: Kirche ist zum einen das Gebäude mitten im Dorf oder in der Stadt, welches oft seit Jahrhunderten den Marktplatz prägt, das aber heutzutage eher wenig genutzt wird (in der Regel ein-zweimal die Woche), stattdessen muss es teuer saniert
werden… zum anderen ist Kirche die Institution. Eine Institution mit Kirchenbeamten, die unter anderem Gesetze erlassen (Gottes 10 Gebote reichen heutzutage eben nicht mehr aus), mit Würdenträgern und Parlamenten und einer Verfassung. Und als drittes ist Kirche die Glaubensgemeinschaft der Menschen, die Gottes Wort hören, die in Jesus Christus ihren Herren sehen, dem sie nachfolgen möchten und die dem Heiligen Geist vertrauen, sich von ihm leiten lassen. Nach der Begriffsbestimmung diskutierte ich mit den Schülern die Frage, was sie von Kirche
erwarten. Und IMMER!!! - In jedem Jahr stand an erster Stelle: Wir erwarten, dass Kirche Menschen hilft, die am Rande der Gesellschaft stehen, die hungern, kein Obdach haben, auf der Flucht sind
oder im Gefängnis sitzen und sich von der Welt verlassen fühlen. Kirche soll Menschen beistehen, die
Angst oder die sonst keine Fürsprecher haben. Diese Aufgaben hat Kirche zu früheren Zeiten
wahrgenommen: Suppenküchen für Arme in Klöstern, Armenhospitäler und Schulen in entlegenen
Gegenden, als es noch keine Schulpflicht gab… Auch heute noch nimmt Kirche diese Aufgaben dort
wahr, wo immer engagierte Menschen sich zusammen tun und diese Aufgabe als ihre Christenpflicht
sehen, und in der Diakonie. Beides wird gebraucht: Engagement der Menschen und das
Unternehmen.
„Gottes Bodenpersonal“ sind auch nur Menschen. Deshalb sein Sie nicht enttäuscht, wenn Sie von
Kirche nicht das bekommen, was Sie erwarten. Aber erwarten Sie von unserem Dreieinigen Gott
alles! Er wird Ihnen Kraft geben, wenn Sie mutlos sind, Er wird Sie begleiten, durch Ihre Krisen, Er
wird Sie tragen durch schwere Zeiten und Ihnen Wege weisen. Und Er wird Ihnen Menschen an die
Seite geben, die mit Ihnen beten, die Sie trösten und Ihnen zuhören, die Ihnen von unserem
wunderbaren Gott erzählen, denn diese Menschen gibt es auch heute noch: die Gottes Wort leben,
die Jesus nachfolgen und dem Heiligen Geist vertrauen. Gott sei Dank dafür, Halleluja.