04.10.2024
Besinnungswort zum 05.10.2024

Einfach mal „Dankeschön“ sagen  

von Matthias Gering

Einen armen Bauern starb seine einzige Kuh. Wovon sollte er jetzt seine Kinder ernähren? Er hadert mit seinem Schicksal und beklagt sich bitter bei Gott. Der hatte ein Einsehen und fügt es so, dass der Bauer bald wieder eine Kuh im Stall stehen hat. Erleichtert macht sich der Bauer ans Melken- und Gott setzt sich dazu, um an der Freude des Bauern teilzuhaben. Wie nun die frisch gemolkene Milch im Kübel schäumt bekommt Gott Lust darauf und bittet den Bauern um einen Becher davon. Der gibt ihm einen und Gott trinkt genüsslich, wischt sich den Milchschaum vom Mund und reicht mit einem herzlichen Dankeschön den Becher zurück. Da knurrt der Bauer „ nicht Dankeschön“ sagen. Besser 3 Euro zahlen! Diese Geschichte habe ich vor kurzen so ähnlich in einer kleinen Kinderbroschüre gelesen. Zugegeben die Geschichte karikiert die Haltung des Bauern, so frech wird sich das selten finden. Dennoch fühle ich mich ein wenig ertappt von ihr, weil sie den Blick darauf lenkt, wie oft ich Gutes als selbstverständlich nehme. Und nicht staune, wenn sich etwa eine Perspektive öffnet, wo eben noch eine Wand stand. Um in der Geschichte zubleiben, hätte es dem Bauern nicht gutgetan, ein wenig mit Gott zusammenzusitzen, sich Zeit nehmen und die Erleichterung ankommen zu lassen in der Seele, dass die Not abgewendet ist? Oder einfach selbst Dankeschön zu sagen? An diesem Sonntag feiern wir in Goldlauter-Heidersbach Erntedank Gottesdienst, ja die Herbstwochen stehen im Zeichen der Ernte. Die Obstbäume sind abgeerntet und die Früchte der Felder im Garten eingebracht. In der Heidersbacher Kirche ist der Altarraum bunt geschmückt mit den vielfältigen Früchten, die man geerntet hat im Garten und auf dem Feld. „ Danket dem Herrn, denn er ist so freundlich und seine Güte währet ewiglich“ (Ps.107,2). Da ist der Reichtum der Güter vor Augen, all dessen wo von wir leben. Einerseits ist das eine sinnfällige Erinnerung daran, wie abhängig wir sind von alledem. Andererseits lässt es uns aufatmen, dankbar wahrnehmen wie reich wir beschenkt sind. Mein Eindruck, und damit stehe ich nicht alleine ist, dass viele sich mit dem Danken schwer tun.

 Kein Wunder, bei der täglichen Zeitungslektüre, die Weltlage vor Augen kann einem der Atem schon eng werden. Wir leben in einer industrialisierten Welt. Da spüren wir den Zusammenhang von Segen und Danken nicht mehr unmittelbar. Obst und Gemüse, frische Milch gibt es für uns ja reichlich jeden Monat, jeden Tag im Supermarkt. Dort müssen wir nicht dafür danken, sondern dafür zahlen. Unser Geld ist hart verdient oder begründet durch einen Rechtsanspruch gegenüber sozialen Sicherungssystemen. Also, wem für was danken? Ich meine, wir haben viel Grund zum Danken. So vieles an Gutem, das uns erfreut, haben wir uns nicht verdient. Es wurde uns durch den Segen geschenkt! Spüren wir das noch? Von Jesus wird berichtet, dass er einmal zehn Leprakranke heilte( Lk17,11-19). Doch von den Zehn kam nur ein Einziger zurück, um ihm zu danken, 100 Prozent wurden beschenkt nur 10 Prozent dankten dafür. Doch das Besondere ist, der Dankbare wurde nicht nur beschenkt, er wurde verwandelt. Er wurde ein neuer Mensch. Wie wäre es, bei all den Kämpfen mal wieder Innehalten und bewusst und konkret sagen: Gott sei Dank! Oder einfach „Dankeschön“