16.03.2020
Geislicher Impuls zur aktuellen Lage

Von Pfarrer Thomas Schumann, Evangelischer Klinikseelsorger im SRH-Zentralklinikum Suhl

Pfarrer Thomas Schumann

Tageslosung vom 15.03.2020

Gott sprach zu Salomo:

       Weil Du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, auf mein Recht zu hören: Siehe, so tue ich nach deinen Worten: Siehe ich gebe dir ein weises und verständiges Herz. (1.Könige 3,11-12)

Jetzt ist er auch in Suhl angekommen: der Coronavirus. Und viele Vorbereitungen und Maßnahmen treffen jetzt jeden, sich auf die neue und unbekannte Situation einzustellen.

Es ist eine immense Herausforderung an das Gesundheitssystem - aber auch an Sie persönlich zu Hause mit Ihren Lieben - das hinzubekommen.

Der Coronavirus betrifft nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unser soziales und seelisches Leben. Ich denke da auch an die strengen Isolationsmaßnahmen und was das mit Betroffenen, Angehörigen aber auch uns selbst macht.

„Ich … weiß weder aus noch ein“, sind die Worte des jungen Königs Salomo. Als junger Herrscher ist er plötzlich in einer extrem unübersichtlichen Situation ausgeliefert. Nun braucht er starke Nerven. Ich bin „mitten in einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen und berechnen kann,“ sagt er. Er hat keinen kompletten Überblick.

Uns mag es ähnlich gehen. Den Überblick haben wir nicht. Wir kennen noch nicht alle Details was die Schlagkraft des Virus angeht. Wir wissen nur, welche Schutzmaßnahmen notwendig sind, um uns und andere vor einer Infektion zu schützen.

Salomo hat in dieser Situation eine Bitte an Gott: Er braucht Weisheit. Er muss den richtigen Weg finden. Er muss zwischen Verstand und Emotion den richtigen Weg finden.

Das ist die wichtigste Aufgabe: In diesen Tagen menschlich bleiben und bei allen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen darauf achten, dass wir einander zugewandt und herzlich bleiben. Wir sollten auch die Not derer sehen, die von Angst umtrieben werden - Ängste ernst nehmen und dadurch Vertrauen gewinnen - und dann zurück auf den Boden der Tatsachen bringen.

Wir werden in diesen Tagen alle zu Seelsorgern, wo wir neben den medizinischen Notwendigkeiten auch das Innenleben - unser eigenes, der Angehörigen, der KollegInnen, der Betroffenen - ernst nehmen.

Gewiss, es ist keine einfache Aufgabe. Weder für Salomo damals noch für uns heute. Aber vielleicht sollten wir da Gott um Weisheit bitten, so wie es Salomo tat. Er ging als weiser Herrscher in die Geschichte ein, weil er Mensch war und blieb.

Wir sehen uns!

Ihr Thomas Schumann