Besinnungsworte

von Pfarrer Markus Heckert, Gemeinde Hinternah

An diesem Wochenende begehen wir den Volkstrauertag. Ein Tag der Ruhe, der Trauer, des Gedenkens an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft, Flucht und Vertreibung. Dies kann man nicht auf einzelne Völker oder Zeiten beschränken. Opfer sind Opfer und ein Herumrechnen an Zahlen und ein Gegenüberstellen von Leid ist unerträglich. Offensichtlich ist es uns Menschen bis zum heutigen Tage nicht gelungen, überall friedlich miteinander zu leben, so wie Gottes gute Regeln es eigentlich vorsehen. Am Ende der Schöpfungstage sagt Gott: Es war sehr gut. Doch wir Menschen haben diese göttliche Ordnung verworfen, durcheinandergebracht und das Paradies damit verlassen. Und bis zum heutigen Tag leiden Menschen darunter, werden zu Opfern und gehen kaputt an den Ungerechtigkeiten dieser Welt. Auch unser Volk hat im letzten Jahrhundert viel davon erleiden müssen. Die beiden Kriege, unendliches Leid wurde über andere Völker gebracht, unendliches Leid traf auch unser Volk. Dazu die Gewaltherrschaft, der Völkermord an den Juden, den Sinti und Roma, die Ermordung „lebensunwerten Lebens“, am Ende des Krieges Bombenterror, Flucht und Vertreibung. Un d für den Osten Deutschlands gab es noch einmal 40 Jahre Diktatur und immer wieder neue Opfer, Tote, Verletzte, in ihrer Seele zerstörte … An diesem Volkstrauertag wollen wir der Opfer gedenken, die Krieg und Gewaltherrschaft gefordert haben und auf dieser Welt bis zum heutigen Tage fordern. Und wir wissen es, spüren es, das s es eigentlich anders gedacht war, diese Welt. Miteinander reden, zuhören, den anderen verstehen oder auch nur seine andere Meinung gelten lassen, es aushalten, dass da wer anders ist und anders denkt und das auch noch gut findet, das führt weiter. Das führt hinaus aus dem Kreislauf von Gewalt und Unrecht, der sonst immer weitergeht. Aber es ist schwierig. Wie schwierig es ist, sehen wir auf gerade auf tragische Weise an der Grenze zwischen Belarus und Polen. Ein Diktator missbraucht die Schutzlosen, um eigene Interessen durchzusetzen. Widerwärtig, unmenschlich. Wie damit umgehen? Gott hat gute Regeln für unser Zusammenleben aufgestellt. Sie sind bekannt. Aber es gab immer schon Menschen, die dachten, es geht auch ohne. Sie haben Kriege geführt und andere unterdrückt und damit immer wieder Leid über Menschen gebracht, unendliches Leid. Wenn wir uns an diesem Sonntag an die Opfer erinnern, gehört auch dazu, über Ursachen zu sprechen und wie es endlich anders werden könnte. Keine Idee, kein Glaube, keine Ideologie ist es wert, dass dafür andere Menschen unterdrückt werden oder verfolgt, erniedrigt oder bekämpft. Das darf nicht sein. Und damit diese Welt anders wird, müssen wir im Kleinen anfangen, im Dorf, in der Stadt in der Familie, bei den Nachbarn und vor allem bei den Menschen, die es uns schwer machen. Wenn jemand etwas anderes denkt, glaubt, hofft oder will, dann ist das in Ordnung. Wir können darüber reden, wir dürfen anderer Meinung sein, vielleicht auch mal streiten, aber auch die, mit denen wir es schwer haben, sind Menschen, Kinder Gottes, Wert, geliebt zu sein. Leicht ist das oft nicht. . Nein, es ist schwer, richtig schwer. Aber wenn wir nicht nur die Opfer beklagen wollen, müssen wir etwas ändern, in dieser Welt und bei uns. Damit es irgendwann keine Opfer mehr gibt. Der Weg ist lang und schwer, aber wir müssen auf diesem Weg losgehen. Die Regeln dafür sind seit Anbeginn der Welt klar und sie sind gut. Nun ist es an uns, diese Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Auch daran denke ich, wenn ich die Opfer von Krieg, Unrecht und Gewaltherrschaft betrauere.