30.05.2020
Besinnungswort zum 30.Mai 2020

von Pfarrer Otto Stöber, katholische Gemeinde Suhl

kath. Pfarrer Otto Stöber

Pfingsten – der Geburtstag unserer Kirche

vor ein paar Tagen rief mich eine ältere Frau an und bedankte sich mit vielen Worten für die Glückwünsche, die ich ihr zu ihrem runden Geburtstag geschrieben hatte. „Schade, dass sie nicht zum Kaffee kommen konnten,“ sagte sie. „Leider war es keine große Feier. Mit meiner Tochter habe ich ganz alleine gefeiert. Aber in diesen schlimmen Zeiten habe ich ja Verständnis, dass sie nicht zu uns Alten gehen dürfen.“  Gerne hätte ich die ältere Dame persönlich besucht. Wenn sie von früher erzählt: von ihrer Kindheit, aber auch vom Krieg und der Vertreibung sowie dem Neuanfang hier in Südthüringen - da wird Geschichte greifbar und lebendig.

Am Ende sagte sie: „Sie müssen mir versprechen, dass sie mich besuchen, wenn es wieder möglich ist. Und denken sie daran: Wenn sie etwas versprechen, dann müssen sie das auch einhalten!“   Das habe ich ihr zugesagt, weiß aber noch nicht, wann ich das nachholen kann.

Ja, es sind wirklich keine einfachen Zeiten! Das Wort „Corona“ bestimmt nicht nur die stündlichen Nachrichten und die Tageszeitungen, es gibt auch massive Einschränkungen in unserem Alltag.

Zwar ist Ostern schon wieder sechs Wochen her. Bei unseren leeren Kirchen konnte da nur wenig Freude aufkommen. Auch die momentane Situation mit Platzbeschränkungen für die Besucher unserer Gottesdienste gestaltet sich oft nicht einfach.

Unsere Jugendlichen haben sich lange auf die Feier der Konfirmation und Firmung vorbereitet. Aber sie haben Verständnis gezeigt, dass eine Verschiebung auf den Herbst notwendig ist.

Von großen Feiern und Festen sind wir leider noch weit entfernt!

Und jetzt wollen wir Pfingsten feiern. Wir nennen dieses Fest auch die „Geburtsstunde der jungen Kirche“. Was darf man sich zu diesem Fest wünschen? Welche Geschenk werden da überreicht?

Das Neue Testament spricht von den 7 Gaben des Heiligen Geistes, die die Jünger vor ca. 2000 Jahren erhalten haben. In den meisten Quellen werden folgende Eigenschaften und Gaben genannt: Weisheit/ Verstand/ guter Rat/ Stärke/ Erkenntnis/ Wissenschaft/ Frömmigkeit.

Wenn jemand etwas „einsieht“, wenn er Verständnis für meine Situation aufbringt, dann kann man miteinander reden. Dann wird man nach Lösungen und Wegen suchen, um etwas voranzubringen. Ich muss nicht mit allem einverstanden sein, aber wenn mir „der tiefere Sinn“ erklärt wird und ich es „begriffen“ habe, kann ich oft leichter mit einer schwierigen Situation umgehen.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ heißt es in einem Sprichwort.

Die ältere Frau verlässt sich darauf, dass ich den Besuch bei ihr nachhole. Da muss ich zu meinem Wort stehen – die Enttäuschung bei ihr wäre sonst sehr groß.

Wir alle hoffen, dass es bald Lockerungen gibt und wir uns wieder mit Bekannten und Nachbarn treffen können. 

Gute Freunde, mit denen sie sich austauschen können, wünscht ihnen zum Pfingstfest

Pfarrer Otto Stöber

 

 

 

 

 

 

 

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