23.10.2020
Besinnungswort zum 24.Oktober 2020
Von Pfarrer Thomas Schumann, Evangelischer Klinikseelsorger im SRH-Zentralklinikum Suhl
Aha
„Am Ende wird alles gut.“ Das lese ich auf einer Postkarte bei meinem Einkauf um die Ecke. Aha. Ich stutze. Diese Postkarte passt so gar nicht: Momentan steigen die Coronazahlen stetig an. Wie gebannt schauen wir seit Wochen auf die sogenannten Fallzahlen.
Werden wir erneut unsere sozialen Kontakte vehement einschränken müssen? Gibt es sogar einen neuen Lockdown? Der Blick auf die Zahlen, lässt nichts Gutes ahnen. Mir bereitet das Sorgen. Ist Weihnachten noch zu retten? Von wegen „Am Ende wird alles gut.“
Mein Blick fällt erneut auf die Postkarte. Aha, es geht ja noch weiter: „Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ Jetzt muss ich schmunzeln. Alles eine Frage der Sichtweise. Aber stimmt das? Geht alles irgendwie gut, wo wir uns gerade in einer zweiten Welle befinden?
So generell kann ich das nicht sagen. Wir müssen etwas tun, um das Infektionsrisiko zu minimieren - um gut durch zu kommen. In den letzten Monaten ist klarer geworden, was wir tun können, um der Pandemie Einhalt zu gebieten. Wir können Hilfsmittel verwenden, damit das Risiko minimiert wird. Zum Beispiel tun wir das seit Jahrzehnten bei den Anschnallgurten. Die Anschnallpflicht löste zunächst Unverständnis und Widerstand aus. Heute ist sie Alltag - auch wenn wir unser Leben lang keinen Unfall bauen, hat sie ihre Berechtigung. Ebenso verstehe ich die sogenannten AHA-Regeln: Abstand - Hygiene - Alltagsmaske. Sie reduzieren das Infektionsrisiko.
Doch wir sollten uns keine Illusion machen: Ein Restrisiko bleibt. Das nennt sich Leben. Denn das Leben schließt den Tod mit ein. Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, alles kontrollieren zu können. Das geht nur mit einem gesunden Menschenverstand: Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Weder mit noch ohne Corona.
Das drückt das Kirchenlied „Alles ist an Gottes Segen“ gut aus. Wir brauchen eine Hoffnung, dass alles gut geht und unsere Bemühungen gelingen: „Hoffnung kann das Herz erquicken; Was ich wünsche, wird sich schicken, so es anders Gott gefällt. Meine Seele, Leib und Leben hab ich seiner Gnad ergeben und ihm alles heimgestellt“.
Dass es gut geht, das erhoffe ich mir für die nächsten Wochen, wenn ich einschätzen muss, ob ich das Risiko für den einen oder anderen persönliche Kontakt eingehen möchte. Nur bei den Kontakten, die mir wichtig sind und bei denen es unvermeidbar ist - manchmal sogar überlebensnotwendig - werde ich das Risiko eingehen - und mir sagen: „Alles ist an Gottes Segen gelegen.” Und mich erinnern, dass ich tausende Male schon bewahrt worden bin. Ich will weder dem Risiko noch der Angst trauen. Sondern auf Gott, dass Er meinen und Ihren Weg durch die Coronazeit begleitet und Sie und Ihre Lieben segnet.
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit so einer Haltung Corona das Grauen nehmen können: Indem wir verantwortlich Risiko eingehen und darin mitmenschlich bleiben. Ein Vertrauen in Gott oder in das Universum - so wie es manche sagen - ist hilfreich. Dann machen die Worte auf der Postkarte Sinn: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“