22.03.2024
Besinnungswort zum 24.03.2024

Von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

In den Zeiten, da noch die Kirchtürme das Stadtbild prägten, weil sie die höchsten Gebäude einer Stadt waren, sah man sie schon von weitem, die Wetterhähne. Aber warum sitzt ausgerechnet ein Hahn auf der Kirchturmspitze? Die Bibel erzählt: Jesus sitzt mit allen seinen Jüngern am Tisch. Er kündigt sein Leiden an, reicht den Jüngern Brot und Wein und sagt: Wenn ihr in Zukunft Brot und Wein teilt, dann tut es in Erinnerung an mich, denn es ist heute unser letztes gemeinsames Mahl. Petrus prescht vor: „Herr, ich gehe mit dir ins Gefängnis und in den Tod wenn es sein muss.“ (Lukas 22,33) Petrus ist sich ganz sicher, er wird Jesus nicht im Stich lassen, die anderen vielleicht, aber er nicht! Jesus kann sich auf ihn verlassen. Scheitern ist für Petrus keine Option. So etwas passiert anderen, aber nicht ihm. Jesus sagt ihm auf den Kopf zu: „Pass auf, was du dir da zutraust. Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen“ Die Dinge nehmen ihren Lauf: Jesus wird im Garten Gethsemane wie ein Schwerverbrecher gefangen genommen und abgeführt. Die Jünger sind verstört. Wie die aufgescheuchten Hühner laufen sie in alle Richtungen davon. Petrus folgt Jesus mit Abstand. Zum Verhör bringt man Jesus zum obersten Priester. In dessen Hof sind allerlei Leute versammelt, man möchte nichts verpassen, Schaulustige gab es schon immer. Die Nacht ist frisch und so wird im Hof ein Feuer entzündet. Nach einer Weile schaut eine Magd Petrus an und sagt: „Der da war auch bei ihm.“ Petrus erschrickt und entgegnet: „Quatsch, den kenne ich nicht.“ Aber kurz danach, sagt einer: „Doch, du warst mit dem Jesus zusammen.“ „Nein“, sagt Petrus,“ ich bin das nicht.“ Einige Menschen sitzen um das Feuer, man redet, Petrus beteiligt sich am Gespräch, am Dialekt erkennt man ihn als Galiläer. Und nach einer ganzen Weile sagt wieder einer: „Das ist doch auch einer von den Galiläern, der mit Jesus zusammen war.“ Und Petrus entrüstet sich: „Mann was redest du da!“ Und in diesem Moment kräht der Hahn. Jesus, der in einer Ecke des Hofes auf sein Verhör wartet, dreht sich um und schaut Petrus an. Dem wird bewusst, dass er kläglich versagt hat, er dreht sich um, rennt davon und als er alleine ist, heult er los. Was ging in ihm wohl vor? Dreimal, es war nicht nur ein Ausrutscher, nein, dreimal hat er geleugnet, Jesus zu kennen. Dabei war er sich so sicher gewesen, dass ihm das nie passieren könnte. Viel später wird Jesus ihn dreimal fragen, ob er Jesus lieb hat, und Jesus wird ihm seinen Verrat verzeihen. Petrus (Lat.= Stein) wird zum Fels auf den Jesus die Gemeinde baut. Und warum nun der Hahn auf der Kirchturmspitze? Er erinnert uns daran, dass wir nicht unfehlbar sind, dass wir nicht davor gefeit sind, zu scheitern. Es steckt in uns, Dinge zu tun, die wir nicht wollen. Hochzeitspaare versprechen sich ewige Treue, und doch scheitern Ehen. Eltern nehmen sich vor, ihre Kinder in Liebe und Geduld zu erziehen, und doch gibt es Streit in Familien. Politiker schwören, zum Wohle eines Volkes zu regieren, und doch gibt es Krieg. Die Liste ließe sich fortsetzen. So wie uns der Hahn auf der Kirchturmspitze an unsere Wankelmütigkeit erinnert, so lädt uns jede Kirche ein: hier ist der Ort, an dem wir Ruhe, Frieden, Stärkung und Vergebung finden können. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete stille Woche. Amen.