05.04.2023
Besinnungswort zum 08.04.2023
Nicht fröhlich, aber froh
von Matthias Gering, Kirchengemeinde Goldlauter-Heidersbach
Fröhliche Ostern! So steht es auf den meisten Glückwunschkarten, die in vielen Geschäften der Region zum Kauf angeboten werden. Darauf abgebildet kunderbunte Ostereier und hüpfende Häschen. Dieses Osterfest findet in einer eigenartigen Mischung statt. Auf der einen Seite sind die meisten Corona Maßnahmen gefallen, es kehrt wieder Leben ein in Lokale, Tierparks und Theater, auf der anderen Seite fallen aber gleichzeitig täglich in der Ukraine Bomben, Menschen sterben, sind auf der Flucht. Fröhliche Ausgelassenheit will sich da nur schwer einstellen. Aber mit Fröhlichkeit hatte Ostern seit jeher wenig zu tun. Auch wenn das heute ein wenig aus dem Fokus geraten ist, handelt es sich bei Ostern ja nicht bloß um Eiersuchen und Schokoladenhasen naschen. Der tiefere religiöse Sinn dahinter hat mehr mit Schmerz und Leid zu tun, als uns lieb ist: der Verrat, das einsame Leiden, der Tod am Kreuz, später das leere Grab, der Sieg des Lebens über den Tod. Diese dramatische Schilderung ist mit dem Adjektiv fröhlich nicht in Einklang zu bringen. Die Osterbotschaft ist froh, nicht fröhlich. Aber was sagt uns das heute noch? Ostern darf als das am wenigsten verstandene wichtige christliches Fest gelten. Die Mehrheit der Deutschen findet Ostern wohl vor allem deshalb schön, weil die Familie zusammenkommt, man entspannte Stunden mit den Enkeln beim Eiersuchen im Garten verbringt, oder weil sich die christlichen Feiertage aufs Vortrefflichste zu einem Kurzurlaub zusammenfügen lassen. Daran ist übrigens auch nichts schlechtes. Die kleine Veschnaufpause in unserer schnelllebigen, von Krisen durchzogenen, arbeitsverdichteten Welt haben wir nötig. Die Zeit mit der Familie und Freunden ist wichtig, haben wir das doch in den letzten Jahren schmerzlich vermisst. Auch all diese Dinge machen uns froh. Ostern gehört als Fest im Jahreslauf dazu. Doch kein Fest im Kirchenjahr stellt unsere Erfahrungen so in Frage. Was heißt „ Christus ist erstanden“? Was bedeutet die christliche Botschaft, dass Gottes Liebe stärker ist als die scheinbar unüberwindliche Macht des Todes? Der Apostel Paulus sagt über die Folge des Osterereigniss: „ Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tode und Lebende“ ( Römerbrief, Kap 14,9). Die biblische Erzählungen ringen mit der Auferstehung Jesu: Den Frauen, die zuerst das Grab leer finden, wird kein Glaube geschenkt. Die Jünger ziehen sich in ihre Häuser zurück. Sie wollen diesen Abschnitt ihres Lebens, den sie mit Jesus geteilt haben, möglichst hinter sich lassen. Doch Schritt für Schritt begegnen sie den Auferstandenen, finden neuen Mut und teilen Gottes Zusage und Verheißungen mit anderen Menschen. Es gibt also erkennbar eine Kraft, die von Ostern ausgeht. Sie hat ihren Ursprung darin, dass Jesu Worte und Verheißungen nicht mit seiner Kreuzigung zu Ende waren. Menschen haben erfahren, dass Gott ihnen begegnet, wo sie sich auf Jesus Christus einlassen und ihm vertrauen.
Ostern kann es für uns nur werden, wenn wir Jesus Christus als den Auferstandenen und Lebendigen suchen. Ostern eröffnet für uns die einmalige Chance, in unseren Leben dem lebendigen Christus zu begegnen. Suchen wir ihn also nicht weiter am falschen Ort, nicht in unseren Erinnerungen und schon gar nicht bei den Toten. Sondern rechnen wir vielmehr immer neu mit seinem Handeln in unseren Leben. Denn Jesus Christus ist auferstanden. Er lebt!
Frohe und gesegnete Ostern.