05.05.2023
Besinnungswort zum 06.05.2023
von Constanze Greiner
Liebe Leserinnen und Leser,
„Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud“. Jedes Jahr freue ich mich darauf, endlich dieses Lied zu singen, wenn es tatsächlich draußen Mai-grünt, wenn der Winter vorbei ist. Der Text stammt von 1606, und ich wäre neugierig, wie meine Heimat hier zur damaligen Zeit ausgesehen hat. Sicherlich weniger zugebaut mit Straßen und Industrie, die Orte kleiner, mehr Wald und „Wildnis“. Die Menschen damals waren sehr viel direkter von ihrer Umwelt abhängig, es gab keinen internationalen Warenverkehr und keine industrialisierte Landwirtschaft, sodass zum Ende des Winters die Vorräte ausgehen konnten. Und doch-oder gerade deshalb- feiert der Liedtext die Natur, ihr Erwachen und ihre Schönheit. Die zweite Strophe setzt fort: Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß’ (Hagel). Mühsam musste das tägliche Brot erarbeitet, der Boden beackert werden, jeder Baum von Hand gefällt und jedes Stück Holz für den Herd gehackt werden. Was und wieviel man ernten konnte und ob das reichen würde, war jedes Jahr aufs Neue unklar. Deshalb geht in dieser Strophe die Bitte an Gott, günstige Bedingungen zu schenken. Trotz ärmlicher, einfacher Verhältnisse, unter denen die allermeisten Menschen damals lebten, begannen sie den Mai mit Lob und Dank an Gott. Bei aller Ungewissheit dankten die Menschen, freuten sich an dem Leben ringsherum und richteten ihre Sorge und Wünsche an Gott, dem sie ihr Leben und Sein verdankten. Ich stimme mit ein in das Lied, ins Staunen über die herrliche Natur, in den Dank und die Bitte an Gott – und wünsche Ihnen damit eine fröhliche, liebliche Frühlingzeit!