01.12.2022
Besinnungswort zum 04.12.2022
von Almut Ehrhardt
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – so klang es am vergangenen Sonntag wieder in vielen Gemeinden zum Gottesdienst. Es ist wohl eines der bekanntesten Adventslieder überhaupt und es ist das erste Lied im Evangelischen Gesangbuch. „Es kommt der Herr der Herrlichkeit“ heißt es weiter. Wie stellen Sie sich einen herrlichen Herren vor? Wenn Staatsbesuch kommt, dann fährt er oder sie in einer gepanzerten Limousine vor. Die Kleidung entspricht dem Land aus dem der Gast kommt, zur Begrüßung wird oft die Nationalhymne gespielt. Dieses Bild entspricht aber nicht dem Herren der Welt, um den es im oben genannten Lied geht. Jesus, Gottes Sohn, kommt unscheinbar als kleines Kind in einer Krippe in einem Stall zur Welt. Und das soll der Herr der Welt sein? Ja, dieses Kind ist der Herr der Herzen, es ist das Kind, das durch seine andere Art bis heute Menschen verändert; Menschen dazu ermutigt, das Gute zu tun und die Welt zum Besseren zu verändern. Im Lied wird der Herr der Herrlichkeit wie folgt beschrieben: Seine Insignien der Macht sind nicht Krone, Zepter und Reichsapfel, sondern Barmherzigkeit, Sanftmütigkeit und Heiligkeit. Es sind keine Gegenstände, die man anfassen und wegschließen kann, sondern es sind menschliche Eigenschaften, die man nur erkennt, wenn man mit dem Menschen in Kontakt kommt, wenn man ihm begegnet. Jesus begegnet den Menschen, wendet sich ihnen zu, er sieht ihre Not und lindert sie, er tröstet und heilt. Die Bibel erzählt von diesen Begegnungen in den Evangelien. Im Lied heißt es weiter: „Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat“. Jesus ist ein Mann, der Worte nicht nur spricht, sondern seinen Worten auch Taten folgen lässt. Und wenn Jesus zum „Staatsbesuch“ kommt, dann sieht das so aus: Er reitet auf einem Eselsfüllen! (Matthäus 21) Man möchte sagen: Gebt ihm doch wenigstens ein prächtiges Pferd! Nein, das will Jesus nicht, er hat sich bewusst für den Esel entschieden, denn auf einem Esel reitend ist er nahe bei den Menschen, er schaut nicht vom hohen Ross herunter, sondern er ist mit den Menschen auf Augenhöhe. Leider wird Sanftmütigkeit bis heute von manchen Menschen als eine Schwäche interpretiert. Dabei ist es viel mutiger, einen Konflikt in Geduld mit Worten beizulegen, als mit der Faust auszutragen. Das können wir von Jesus lernen. Im Lied heißt es weiter: „O wohl dem Land o wohl der Stadt, die diesen König bei sich hat“…das heißt für mich: Lassen Sie, liebe Suhler, liebe Thüringer und liebe Menschen dieses Landes, Jesus mit seiner Friedensbotschaft in ihr Herz einziehen. Wagen Sie einen Neuanfang, dann wird das Leben gesegnet sein, dann geht es den Menschen gut, dann werden Entscheidungen getroffen, die dem Frieden dienen. Was für eine Botschaft in der Adventszeit 2022!