19.11.2020
"Saure Gurken" - Eine Andacht zum Ewigkeitssonntag

Von Pfarrer Thomas Schumann, Evangelischer Klinikseelsorger im SRH-Zentralklinikum Suhl

Was für eine Saure-Gurken-Zeit: Der November hat uns im Griff und Corona noch dazu. Mehr und mehr zieht sich die Schlinge zusammen und auch in unserer Region mehren sich die Coronafälle.

Von einer Sauren-Gurken-Zeit spricht man seit dem 18. Jahrhundert. Einige führen diesen Begriff auf die Sommermonate zurück, in der frische Spreewaldgurken Mangelware waren. Andere hingegen führen diesen Ausspruch auf eine Abwandlung eines jiddischen Sprichworts zurück, in dem es inhaltlich um Notzeiten geht.

Viele Menschen, die dieses Wochenende den Totensonntag begehen, gedenken ihrer Angehörigen, die in diesem Jahr verstorben sind. Bei vielen löst die Erinnerung Traurigkeit und Schmerz aus. Saure-Gurken-Zeit eben. Ob das im Advent anders wird?

Da sollte mehr Raum für positive Gefühle sein. Ob das in Zeiten der Corona-Pandemie wirklich so sein wird, ist unklar. Wie ein schwerer Schatten lastet sie auf der eigentlich so von Licht erfüllten Adventszeit.

Dabei brauchen wir gerade jetzt Licht so sehr. So ging es auch dem Verfasser der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel. Aus der Einsamkeit des Exils heraus sah Johannes Licht am Ende des Tunnels. Er hielt sich an Jesu Zusage fest, dass diese unsere Welt irgendwann ein Ende hat - aber nicht im Nichts endet. Sondern in der Ewigkeit.Er vertraute darauf, dass Gott eines Tages unsere Tränen abwischen wird, dass Leid und Not von uns weichen würde. Er widersprach unserer Vorstellung, dass es nur den Tod gibt.

Ich spreche lieber vom Ewigkeitssonntag als vom Totensonntag. Ewigkeit hat eine Perspektive. Sie geht über den Tod unendlich hinaus. Der Ewigkeitssonntag trägt in sich die Hoffnung, dass wir mit dem Tod nicht ins Nichts, sondern in die Ewigkeit eingehen.

Ewigkeitssonntag meint, dass Gott zu uns hält - in allem Wandel und Leid, in allen Sorgen und Nöten. Es wird eine Ewigkeit geben, in der unsere Tränen getrocknet werden und unsere Wunden geheilt werden.

Bei allen Umbrüchen und Verlusten gilt Gottes Wort: Fürchte Dich nicht. Rufe mich an in der Not, so will ich Dir helfen. Auch durch die Saure-Gurken-Zeit hindurch.

Apropos saure Gurke. Die Schwangerschaft von Maria, Mutter von Jesus, war auch eine Saure-Gurken-Zeit. Die Vaterschaft war ungewiss und eine junge, unverheiratete und schwangere Frau schaute in eine unsichere Zukunft. Und doch überliefert uns die Bibel, dass sie sich in der Hoffnung birgt, dass Gott etwas Großes mit ihr vor hat. Dabei empfindet sie sich selbst alles andere als dafür geeignet.

Warum sollte Gott nicht mit uns etwas und vor allem für uns etwas Großes parat halten und uns durch die jetzige und alle anderen Krisen des Lebens hindurch führt zu seinem Ziel: Die Ewigkeit. Jesus steht dafür ein. Vertrauen wir unsere Verstorbenen und uns uns selbst Gott an. Das könnte uns die jetzige Saure-Gurken-Zeit leichter machen und uns hoffnungsvoller durch dunkle Zeiten wandeln lassen. Eine entzündete Kerze für unsere Verstorbenen soll uns daran erinnern.Es werde Licht - im Haus und in unseren Herzen.