22.03.2025
Krankenhausseelsorgende setzen auf die Kraft des Mitgefühls
Amisha arbeitet seit drei Jahren auf der Intensivstation in einem Thüringer Krankenhaus. In ihrer Heimat in Indien wurde sie zur Ärztin für Anästhesie ausgebildet. Eine Firma warb sie für den Dienst in Deutschland. Amisha ist eine von fast 2000 Ärztinnen und Ärzten, die nach Deutschland kamen, um in Thüringen tätig zu sein. Insgesamt arbeiten in Thüringen 10.000 Ärztinnen und Ärzte. Amisha sagt: „Gern arbeite ich hier, doch in letzter Zeit erlebe ich feindliche Worte gegen Ausländer beim Pausenkaffee. Ich fühle mich nicht mehr willkommen.“
Im Krankenhaus arbeiten neben dem medizinischen und dem technischen Personal auch Krankenhausseelsorgende. In der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland versehen mehr als sechzig Theologinnen und Theologen diesen Dienst. Sie formulierten anlässlich der aktuellen gesellschaftlichen Situation das Selbstverständnis ihres Dienstes: „Wir Krankenhausseelsorgende begegnen Menschen in krisenhaften Lebenssituationen. Wir besuchen Kranke, begleiten Sterbende und sind für Angehörige und Mitarbeitende da. Wir versehen unseren Dienst in Verantwortung vor Gott und den Menschen. Wir verpflichten uns dazu, uns für die Achtung der Würde jedes Menschen bis an sein Lebensende und darüber hinaus einzusetzen.
Wir begegnen den Menschen im Krankenhaus achtsam und wertschätzend. Wir sind überzeugt davon, dass jeder Mensch Ebenbild Gottes ist. Das gilt unabhängig von der mentalen Verfassung und körperlichen Konstitution, unabhängig von Herkunft, Glauben, Geschlecht oder Nationalität. Dieses schließt Menschen, die vor Not, Verfolgung und Krieg geflohen sind, ausdrücklich ein.
Wir teilen die Grundhaltung der Würde des Menschen mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus den ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Bereichen. Wir sind dankbar für Menschen anderer Nationen und kultureller Hintergründe, die unser Leben bereichern. Unser Gesundheitssystem und die Versorgung in unseren Krankenhäusern wären ohne Menschen wie Amisha nicht möglich. Wir verpflichten uns, so zusammenzuarbeiten, dass es dem Wohl der Patientinnen und Patienten und ihrer Angehörigen dient.
Wir erkennen die Erfahrungen von Angst, Leid, Ohnmacht, Schmerz, Ungerechtigkeit und Verzweiflung als Teil menschlicher Existenz an. Wir wissen, dass das Leben endlich und die menschliche Existenz brüchig sind. Darin sehen wir die Chance, uns als Geschwister auf Augenhöhe zu begegnen und einander beizustehen. Wir sind überzeugt, dass Empathie, Mitgefühl und die bedingungslose Achtung der Menschenwürde grundlegende Werte unseres Zusammenlebens darstellen. Dieses gilt besonders in Krisenzeiten.“