06.02.2020
Besinnungsworte
von Superintendentin Jana Petri
„Die Letzten werden die Ersten sein.“ Dieses Sprichwort kennen sie vielleicht. Es ist der Bibel entnommen und geht auf Jesus Christus zurück (Matthäusevangelium 20, 16).
Bestimmt fallen Ihnen Begebenheiten und Situationen ein, in denen Letzte zu Ersten wurden und Erste zu Letzten. Ich denke an einen Ausdauerlauf während meiner Schulzeit. Da war eigentlich vorher schon ganz klar, wer gewinnen wird. Aber dann ist etwas passiert, womit keiner gerechnet hatte. Der als unsportlich abgestempelte Außenseiter räumte das Feld von hinten auf und hatte schließlich die Nase vorn. So etwas gibt’s. Es ist allerdings nicht wirklich die Regel. Allzu oft bleiben die „Letzten“ ein Leben lang Verlierer und die „Ersten“ lieber unter sich. So einfach werden Letzte nicht zu Ersten in unserer Welt. Allerdings hat Jesus diesen Satz auch nicht auf die Welt, sondern auf das Reich Gottes bezogen. Er wollte damit deutlich machen, dass bei Gott andere Maßstäbe gelten als unter uns. In seinem liebenden Blick fallen Gerechtigkeit und Güte zusammen. Gottes Liebe gilt allen, unabhängig von dem, was sie leisten. Bei uns führt das nicht selten dazu, dass wir auf andere neidisch sind. Wir fühlen uns ungerecht behandelt, wenn wir uns Mühe gemacht und etwas erreicht haben, aber anderen scheinbar mehr Anerkennung zukommt.
Gott ist anders. Er wird niemals grün vor Neid. Er gibt seine Liebe freigiebig und ohne Vorbedingungen. Das ist nicht so, weil wir sie uns irgendwie verdient hätten, sondern weil er sie uns von Herzen schenkt. Das dürfen wir dankbar annehmen. Mögen wir nicht nur erfahren, dass alles immer beim Alten bleibt und die Letzten die Letzten und die Ersten die Ersten, sondern dass das skandalös andere Reich Gottes in unsere Welt einbricht und dass Liebe Neid und Distanz vertreibt.